Die allermeisten Führungskräfte sind sich darüber im Klaren, dass sich in einem Unternehmen alle einig sein und als ein geschlossenes Team hinter der Vision stehen sollten. Sie wissen, dass die Strategie, die Leistungsfähigkeit, die Ressourcen und ihre Verteilung sowie die Managementsysteme allesamt die Zielsetzung des Unternehmens, seine Mission, seinen Sinn stützen müssen, um das gesamte Potential des Unternehmens auszuschöpfen.
Die Herausforderung besteht darin, es zu schaffen, dass das gesamte Triebwerk des Unternehmens perfekt läuft und zu vermeiden, dass es darin knirscht oder es im schlimmsten Fall stehen bleibt. Gelingt das, kann man von einem Unternehmen sprechen, in dem sich alle einig sind und geschlossen hinter der Vision stehen.
Das Unternehmen, in dem alle an einem Strang ziehen
Um visuell zu veranschaulichen, wie wichtig es ist, dass alle an einem Strang ziehen, möchte ich hier jede Person im Unternehmen als Pfeil darstellen. Ihre Anstrengungen, Aufgaben und Effektivität bringen das Unternehmen jeden Tag in die Richtung und um die Länge dieses Pfeils voran. Lassen Sie uns zur Vereinfachung des Modells davon ausgehen, dass alle mit derselben Effizienz und Effektivität arbeiten, dass also alle Pfeile gleich lang sind.
Wir sehen die (idealisierte) Darstellung eines Unternehmens, in dem alle an einem Strang ziehen, und zum Vergleich ein Unternehmen, in dem dies nicht der Fall ist. Hier gibt es eine Person (Pfeil), die ihre Arbeit nicht mag, und weitere Mitarbeiter, die ihre Anstrengungen und Aufgaben nicht in dieselbe Richtung lenken. Das kommt in mittelgroßen Unternehmen recht häufig vor.
Wenn die Pfeile nicht alle in dieselbe Richtung zeigen, lässt sich bereits ein Effizienzverlust erahnen. Reiht man die Pfeile aneinander, sieht man deutlich und kann sogar messen, welche Auswirkungen es hat, wenn die Personen und Ressourcen des Unternehmens nicht selben Strang ziehen:
Die Folge: Man erreicht weniger, als man könnte. In diesem konkreten Beispiel sind es nur 74%, also 26% weniger, als möglich wäre. Außerdem kommt man vom Zielkurs ab, was ebenso gravierend ist, denn später kostet es zusätzliche Energie, Zeit und Geld, um das Unternehmen wieder in die richtige Spur zu bringen. Ein englisches Sprichwort lautet: „Wer weiß, wohin es gehen soll, kommt mit höherer Wahrscheinlichkeit ans Ziel.“ (If you know where you are going it's more likely to get there). Das ist vollkommen richtig. Wenn sich in einem Unternehmen nicht alle einig sind und als geschlossenes Team hinter der Vision stehen, geschehen zwei Dinge:
- Das Unternehmen ist weniger produktiv, sprich es erreicht weniger
- Das Unternehmen kommt vom Weg ab, d.h. das Ergebnis wird die Erwartungen nicht erfüllen
Dabei muss betont werden, dass man sich genügend Zeit nehmen sollte, um nach reiflicher Überlegung ein Ziel festzulegen und dann allen mitzuteilen, „wohin die Pfeile zeigen sollen.“ Wenn das Ziel nicht angemessen definiert oder kommuniziert wird, zeigen alle Pfeile in die falsche Richtung.
Das Beispiel McDonald’s
Ob man die Burger von McDonald's mag, ist Geschmackssache (mir persönlich schmecken sie nicht besonders, meinem Sohn dagegen sehr), aber das Unternehmen soll mir als Beispiel dienen: Hier isst täglich 1% der Weltbevölkerung! McDonald's serviert jeden Tag Burger an 70 Millionen Kunden in allen Ecken der Welt. Wenn das Unternehmen nicht bis ins kleinste Detail geschlossen mit derselben Vision arbeiten würde, wäre es unmöglich, den Kunden in Indien dieselbe Erfahrung zu bieten wie denen in Norwegen oder Kanada.
McDonald’s hat eine auf allen Ebenen perfekte unternehmerische Wertschöpfungskette geschaffen, die den Sinn und Core Focus des Unternehmens (warum tut man, was man tut) mit der Strategie (was tut man, unter Berücksichtigung des Unternehmensziels), der Kapazität der Organisation (worin muss man der Beste sein) und dem Managementsystem (wie kann die Leistung optimiert werden) verbindet.
Nehmen wir die einzelnen Bereiche einmal unter die Lupe:
Sinn und Core Focus des Unternehmens
Manche Unternehmen haben einen Sinn, alle sollten einen Core Focus, also einen Beweggrund, haben. Der Sinn ist der Grundstein, auf dem das gesamte Unternehmen aufgebaut ist, die Basis aller Handlungen des Unternehmens. Der Ausdruck Core Focus setzt sich aus zwei Teilen zusammen, Core hat seine Wurzeln im Lateinischen Cor, Herz und drückt aus, dass es sich um ein intrinsiches Element handelt. Und Focus deshalb, weil er als Filtermechanismus fungiert, was die Projekte, Aktivitäten und Leistungen betrifft, die ein Unternehmen anbietet oder ablehnt. Er dient als Leitfaden, der dabei hilft, Versuchungen zu widerstehen, die Energie umleiten, also die Pfeile vom Kurs ablenken.
Der finanzielle Erfolg eines Unternehmens ist letztendlich nur die Folge davon, dass sich dieses auf seinen Core Focus und Sinn konzentriert. Dagegen sollte wirtschaftlicher Gewinn nicht der Sinn eines Unternehmens sein: Er schafft keinen Fokus und dient den Personen nicht als Inspiration.
Blicken Sie auf Ihr Unternehmen: Was ist der dauerhafte Sinn Ihres Unternehmens, wie sieht der Core Focus aus, der alle Pfeile in dieselbe Richtung deuten lässt? Können ihm alle Mitarbeiter, Investoren und Partner Ausdruck verleihen? Vermitteln Sie die Unternehmensvision richtig?
Die Unternehmensstrategie
Gerade haben wir gesehen, dass Sinn und Core Focus bestimmen, warum das Unternehmen existiert. Die Strategie wiederum ist die Planung der Schritte, die das Unternehmen gehen muss, um diesen Sinn oder Core Focus zu erfüllen. Das bedeutet, dass sich die Strategie ändern kann und flexibel sein muss, um auf Veränderungen im Umfeld des Unternehmens zu reagieren. Der Core Focus dagegen bleibt bestehen und ändert sich nicht.
Ein Beispiel: Als Walt Disney sein Unternehmen gründete, formulierte er ganz klar sein Ziel: „Mit der besten Unterhaltung Menschen jeden Alters überall auf der Welt glücklich machen.“ Das hat sich bis heute, viele Jahrzehnte später, nicht geändert. Die Strategie, mit der das Unternehmen dieses Ziel verfolgt, hat sich dagegen mit den Jahren weiterentwickelt.
Blicken Sie auf Ihr Unternehmen: Stehen die Leistungen, die Sie anbieten bzw. die Produkte, die Sie verkaufen, im Einklang mit Ihrem Core Focus? Fehlt etwas oder aber tun oder bieten Sie Dinge, die Sie eigentlich nicht anbieten sollten, weil sie nichts mit dem Core Focus zu tun haben? Wie können Sie sich von der Konkurrenz abheben, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben?
Ressourcen und Kapazität des Unternehmens
Worin muss das Unternehmen gut sein, um sich heute und morgen unter den aktuellen Marktbedingungen gegen die Konkurrenz durchzusetzen? In großen Unternehmen widmen Führungskräfte der Unternehmensstrategie oft sehr viel Aufmerksamkeit. Doch selbst die beste Strategie nützt nichts, wenn sie nicht durch angemessene Ressourcen und Kapazitäten gestützt wird. Nur ein leichtsinniges Management-Team legt eine Strategie fest, ohne zu wissen, ob die Ressourcen für ihre Umsetzung vorhanden sind.
Zu den Ressourcen zählen Personen, Strukturen, die Unternehmenskultur und Arbeitsabläufe. Die Personen benötigen Fähigkeiten, Erfahrung und die notwendigen Kenntnisse, um die Arbeit des Unternehmens ausführen zu können; die Struktur ist gleichbedeutend mit den formellen und informellen Beziehungen im Unternehmen, den Kommunikationsnetzen und funktionellen Verbindungen, mit denen die Arbeit strukturiert wird; die Prozesse geben vor, wie Aufgaben ausgeführt werden, routinemäßige Schritte, die planbare Arbeit; und zu guter Letzt die Kultur, die ebenfalls von großer Bedeutung ist und für die Werte des Unternehmens, die Verhaltensweisen und Überzeugungen steht, die die Handlungen der Personen in der Firma leiten.
Blicken Sie auf Ihr Unternehmen: Worin muss es wirklich gut sein, um die Strategie in die Tat umzusetzen? Welche Personen und Experten sind notwendig, um mit dem Unternehmen Erfolg zu haben? Herrscht eine offene, ehrliche Unternehmenskultur, die aufgeschlossen für Dialog und Innovation ist, um auch morgen noch überleben zu können? Welche Arbeitsabläufe heben Ihr Unternehmen von der Konkurrenz ab?
Das Managementsystem des Unternehmens
Das Managementsystem eines Unternehmens muss alle Aspekte der Management-Infrastruktur abdecken und bewältigen, von den Informationssystemen bis hin zum Performance-Management.
Blicken Sie auf Ihr Unternehmen: Unterstützt Ihr Managementsystem die gewählte Strategie? Haben Sie ein Dashboard mit Kontrollparametern eingerichtet? Gehen die Anstrengungen in dieselbe Richtung wie die Strategie?
Vier Gründe, warum Unternehmen nicht an einem Strang ziehen
Bis hier scheint alles klar, aber warum funktionieren viele Unternehmen nicht, weshalb sind sie funktionsgestört und stehen nicht geschlossen hinter der Vision? Das kann viele Gründe haben, aber es gibt vier, die besonders häufig auftreten:
- Das Management-Team ist sich nicht bewusst, wie wichtig es ist, sich als Team einig zu sein und geschlossen hinter der Vision zu stehen. Häufig konzentriert es sich nur auf einen Teil, aber nicht auf das Ganze und nicht auf alle Teile gleich stark. Das hat zur Folge, dass das Unternehmen niemals weiter kommen wird, als es das schwächste Glied erlaubt; dabei kann es sich um die Strategie, die Ressourcen oder den Fokus handeln.
- Niemand übernimmt Verantwortung, um das Unternehmen auf eine gemeinsame Vision auszurichten. Oft gehen Führungskräfte mit ihren eigenen Ressourcen und Zuständigkeitsbereichen allzu zurückhaltend um und optimieren diese. Dabei stellen sie ihre Abteilungen über das Gemeinwohl des Unternehmens. Jemand muss in der Lage und qualifiziert sein, um sicherzustellen, dass das Unternehmen strategisch in eine gemeinsame Richtung blickt und ein gutes strukturelles Gleichgewicht herrscht.
- Je mehr organisatorische Komplexität, desto schwieriger wird es, das gesamte Unternehmen auf eine gemeinsame Vision auszurichten. Komplexität resultiert aus der Zahl der Mitarbeiter, dem Vorhandensein verschiedener Geschäftsbereiche und damit unterschiedlicher Erwartungen unterschiedlicher Kunden und geographischer Zerstreutheit. Simplizität und Fokus erleichtern die Aufgabe, das Unternehmen geschlossen hinter einem gemeinsamen Ziel aufzustellen.
- Aktivität wird mit Fortschritt verwechselt. Für die Beantwortung der oben skizzierten Fragen benötigt man Zeit, Engagement, ein gutes Urteilsvermögen, Mut und Energie. Meiner Meinung nach ist der Feind Nummer eins hier hektische Betriebsamkeit: Sie erhält den Vorrang vor Reflexion und Diskussion. Man arbeitet frenetisch daran, Brandherde zu löschen – allerdings nur bei dringenden Angelegenheiten und niemals bei wichtigen Themen. Dabei sollte die oberste Priorität des Management-Teams lauten, dass das Unternehmen an einem Strang zieht. Vielen Unternehmen mangelt es an einer klaren Vision und der nötigen Führung, um ihr gesamtes Potential auszuschöpfen.
Kurz und gut.
Unternehmen, die strategisch an einem Strang ziehen, haben größere Erfolgschancen in einer Welt rasanten Wandels mit harter Konkurrenz. Das Management-Team muss den Core Focus definieren, um die Strategie und die Ressourcen des Unternehmens auf ein Ziel ausrichten zu können. Leider funken da oft das kurzfristige Streben nach Ergebnissen und der Druck, diese so schnell wie möglich zu erzielen, dazwischen.
Ein Unternehmen, das nicht an einem Strang zieht, blickt in eine unsichere Zukunft.
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