Amazon. Mit Jeff Bezos an der Spitze, ein stiller und viel bewunderter Unternehmer, der es geschafft hat, sein Unternehmen aus der Garage heraus an die Weltspitze zu führen. Es gibt viele Gründe die es aufzuzählen gilt, das zu schaffen, aber einen Punkt möchte ich in diesem Artikel hervorheben: Der Umgang mit Zahlen bei Amazon. Mit KPIs genauer gesagt. Key Performance Indikators.
Amazon ist ein leidenschaftlicher Nutzer von Kennzahlen, um Teams die kausalen Zusammenhänge zwischen Handeln und Ergebnis aufzuzeigen. Sie unterscheiden dabei zwischen zwei Kategorien:
- Input Metrics, die der eigenen Kontrolle unterliegen: leading indicators.
- Output Metrics, die Ergebnisse widerspiegeln und sich der eigenen Kontrolle entziehen: lagging indicators
SixSigma, die meist grosse Unternehmen unterstützen, haben einen Prozess entwickelt den sie DMAIC nennen: define, measure, analyze, improve and control, was so viel heißt wie definiere was messen solltest, messe es, schaue was die Ergebnisse dir sagen, verändere oder verbessere bis die richtigen Kennzahlen vorhanden sind, kontrolliere dass die Ergebnisse den Erwartungen entsprechen. Seien wir mal ganz ehrlich, kein Rocket Science… aber wirklich konsequent machen es halt die wenigsten Firmen. Und wenn man es sexy verpackt (wie SixSigma mit DMAIC Process) dann verkauft es sich auch besser.
Ich nenne das ganze Scorecard.
Amazon wendet diese Art von Testen und Verfeinern der Parameter auf jeden ihrer tausende KPI an. Sehr zeitaufwendig. Aber extrem effektiv wie der Erfolg unzweifelhaft gezeigt hat. Stehen die KPI erst einmal (was und wie gemessen werden soll, und was das Ergebnis sein soll), entsteht die Möglichkeit, Teams selbständig arbeiten und entscheiden zu lassen ohne Micro-Management von oben. Was also am Anfang als Kontroll-Tool wahrgenommen werden könnte, dient am Ende genau dem Gegenteil: da Zahlen vorhanden sind, kann erfolgreicher delegiert werden.
Für die Durchsicht und Nutzung der KPI gibt es bei Amazon sogenannte WBR-Meetings: weekly business reviews. Diese Meetings beginnen auf Leadership Team Level und ziehen sich durch das gesamte Unternehmen durch. Da bekannt ist was jeder KPI bedeutet sind die Teams auf den jeweiligen Levels selbst in der Lage, die Probleme zu lösen oder gegebenenfalls zu eskalieren.
Ich nenne diese Meetings L10-Meetings.
Warum es sich lohnt und was uns davon abhält
Wieso also das eigene Unternehmen oder Team also nicht so führen wie Amazon es tut? Mit EOS helfe ich Teams genau das zu tun, in der Datenkomponente, eine der sechs Schlüsselkomponenten von EOS.
Warum lohnt es sich also, die Dateninformation richtig aufzusetzen. Einige Gründe:
Und aus diesen Gründen machen es die meisten Teams nicht:
Mit den richtigen KPI wird dem Unternehmen eine (deutlich) bessere Zukunft beschert. Es wird AM nicht IM Unternehmen gearbeitet. Die ersten beiden Punkte, keine Zeit, keine Lust, sollten also kein Grund sein. Keine Zeit heißt am Ende ja nichts anderes als keine Priorität, und das sollte es aber sein. Und keine Lust oder keine Ahnung bedeutet, dass die falsche Person am falschen Platz sitzt.
Drei Übungen für eine effektive Scorecard
Wer auf Perfektion abzielt fängt meist erst gar nicht an, da es ein langer steiniger Weg ist, der Berg ist zu groß. Folge dem Motto lieber starten als warten und dann über Zeit polieren. Wir schauen ja dann anschließend jede Woche im WBR oder L10-Meeting drauf, 53-mal im Jahr, viele Momente zur Optimierung.
Drei Übungen die dabei helfen, die richtigen KPI zu entdecken:
- Das Glas
Vereinfacht ausgedrückt setzt sich unsere Arbeit aus Projekten (mit Anfang und Ende) und fortlaufenden Dingen zusammen. Man kann das so darstellen wie auf dem Bild rechts. Der untere Teil stellt das tägliche und wiederkehrende dar, die Steine oben (Rocks), die Projekte. Die Frage die es zu beantworten gilt ist, was sind die Dinge die bei jedem unten im Glas sind. Und welche davon sind entscheidend für das Unternehmen und sollten dementsprechend als leading KPI auf die wöchentliche Scorecard.
- Einsame Insel
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einer einsamen Insel, ohne Kommunikation zu Ihrer Firma oder Ihrem Team. Sie wollen natürlich trotzdem, dass die Firma weiterhin Erfolg hat. Sie haben auf Ihrer (wunderschönen ) Insel auch keinen Zugriff auf die erzielten Ergebnisse (lagging KPI wie Umsatz, Kundenzufriedenheit, Neukunden, CPA, ROI etc.). Aber, jede Woche kommt jemand vorbei und händigt Ihnen ein Blatt aus auf dem 5 bis 15 leading KPI stehen (Aktivitäten). Welche KPI sollten für Sie auf diesem Blatt stehen? - Gute Woche schlechte Woche
Eine dritte Möglichkeit ist die folgende: denken Sie an eine gute Woche. Sie waren produktiv, haben viel geleistet, Sie sind zufrieden. Schreiben Sie auf wie diese Woche aussieht, was haben Sie gemacht. Machen Sie dann das gleiche mit einer schlechten Woche. Warum war sie schlecht? Was haben Sie gemacht, oder vielleicht auch nicht gemacht. Aus den beiden Listen suchen Sie sich die Dinge heraus die entscheidend sind und von denen Sie mehr machen sollten. Voila, Sie haben weitere KPI gefunden.
Falls Sie ein Team oder ein ganzes Unternehmen leiten, sieht das nach viel Arbeit aus. Aber es ist als Chef ja auch nicht Ihre Aufgabe alle KPI zu (er)finden. Sondern es ist Ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass die richtigen KPI auf der richtigen Scorecard existieren. Das bedeutet, die Personen in Ihrem Team sollten eigentlich selber wissen wie eine erfolgreiche Woche aussieht. Sonst haben Sie ein tiefgreifenderes Problem: die falsche Person auf der falschen Stelle.
Verschiedene Scorecards
Das Ziel ist, dass auf jeder Ebene im Organigramm der Verantwortlichkeiten die richtigen KPI in der richtigen Frequenz gemessen werden. Und bitte beachten Sie: weniger ist mehr! Neulich hatte ich ein Meeting mit einer Firma in Zürich in dem wir 12 KPI für das Leadership Team ausgearbeitet hatten. Beim nächsten Treffen kam der CEO mit einer Scorecard wieder auf der 72 KPI standen. Er wollte gerne alles selber kontrollieren. Das klappt vielleicht wenn das Unternehmen kleiner ist, wollen Sie wachsen, führt kein Weg daran vorbei, die KPI zu delegieren. Sind Sie dazu nicht bereit, fragen Sie sich woran es liegt: Falsche Personen auf falschen Stellen oder sind Sie es die nicht loslassen kann. In beiden Fällen arbeiten Sie aktiv daran, sonst wird das Unternehmen sehr schnell stagnieren.
Das Ziel ist folgendes: auf Leadership Team Ebene eine Scorecard mit Leading KPI zu haben, die Sie in ihrem wöchentlichen Meeting durchgehen. Eine weitere mit monatlichen KPI, was typischerweise lagging KPI sind, und gegebenenfalls auch eine Quartals-Scorecard.
Das Ganze zieht sich dann durch das Unternehmen durch, angefangen mit dem Leadership Team, bis alle Teams ihre richtigen KPI auf den richtigen Scorecards haben und im richtigen Meeting Rhythmus prüfen.
Starten Sie also mit wenigen KPI! Es heißt ja auch KPI, also KEY-PI, nicht API, wie ALL-Performance Indicators.
Am Ende wird jede Person im Unternehmen für mindestens eine KPI auf einer Scorecard verantwortlich sein. Denn jeder im Unternehmen hat schließlich wiederkehrende, relevante Arbeit die als KPI zum Erfolg des Unternehmens beiträgt und dementsprechend gemessen werden sollte.
Meine Leute mögen keine KPI
Sie werden sehr wahrscheinlich von mindestens einer Person hören, dass sie nicht gemessen werden will. Das wäre normal. Wer will das schon…?
Stellen Sie sich vor Sie werden im Krankenhaus mit Nierenproblemen eingeliefert. Daraufhin schließt man Sie an Apparate an, die Ihren Puls, Nierenaktivität und Blutdruck messen etc. Die Aktivität Ihres Körpers wird also gemessen. Und was passiert, wenn einer dieser Messwerte unter den Richtwert sinkt? Richtig, jemand kommt, schaut sich das Problem an, und hilft Ihnen. Was nicht passiert ist, dass jemand kommt und zu Ihnen sagt: „Ihr Puls ist gerade abgerutscht. Das kann ich nicht akzeptieren! Sehen Sie zu, dass er wieder hochkommt!“
Sie lachen? Genauso läuft es aber in den meisten Unternehmen ab! Eine Scorecard ist dafür da, issues zu erkennen und dann als Team mittels IDL zu helfen denn offensichtlich ist die Person alleine nicht in der Lage dazu. Wer macht schon absichtlich schlechte Arbeit?! Motzen sie also nicht, helfen Sie! Versuchen Sie es mal. Dann werden Ihre Leute in Zukunft auch nichts mehr dagegen haben, gemessen zu werden
Viel Spass beim Scorecard Basteln!
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