Einen Artikel zur Einfachheit zu schreiben ist eine echte Herausforderung. Ich muss mich kurz fassen, er muss prägnant sein... einfach eben.
Ich bin davon überzeugt und sehe auch jeden Tag, dass Vereinfachen unter den 5 Management- und Führungskompetenzen die Fähigkeit ist, die am seltensten bei Managern zu finden ist. Zugleich ist sie aber auch die vielleicht wichtigste, wenn ein Unternehmen wächst.
Einfachheit
Wenn ich bei meiner Arbeit als EOS Implementer mit Management-Teams in Unternehmen aller Art zusammenarbeite, beobachte ich dort aber immer wieder eine Tendenz zur Steigerung der Komplexität von Problemen oder Lösungen. Das hat zur Folge, dass entworfene Pläne nicht umgesetzt werden, die Mitarbeiter sind frustriert und den Managern geht die Motivation verloren.
Warum also verhalten sich Führungskräfte so? Warum hat der Mensch die Tendenz, alles kompliziert zu machen?
Zunächst einmal gehe ich von der Annahme aus, dass sie sich nicht einmal darüber bewusst sind, dass sie das tun. Ansonsten würden sie sich das Leben absichtlich schwer machen, und das ist meiner Erfahrung nach nicht der Fall. Ich habe festgestellt, dass es zwei mögliche Gründe gibt:
Der intellektuelle Stolz
Wenn sich jemand durch Bildung und Berufsqualifikationen umfassende Kenntnisse aneignet, dann möchte er diese höchstwahrscheinlich auch anwenden – selbst wenn es eigentlich nicht nötig ist.
Als Beispiel, das nichts mit der Geschäftswelt zu tun hat, stellen wir uns einmal eine Ernährungsberaterin vor, die jahrelang Diätetik und Physiologie studiert hat. Ihre Kunden kommen zu ihr, weil sie Hilfe beim Abnehmen brauchen oder sich in Form bringen möchten.
Nur sehr wenige Ernährungsberater in ihrer Lage würden sich damit zufriedengeben, ihren Kunden zu raten, dass sie kleinere Portionen essen, mehr Sport treiben und ein oder zwei schädliche Lebensmittel vermeiden sollen. Das wäre zwar eine einfache, umsetzbare Lösung, doch verordnet wird zumeist ein komplexer Mix aus Vitaminen, Nahrungsergänzungsmitteln, Pilates und Unterwasseryoga.
Dasselbe gilt auch für Führungskräfte in Bereichen wie Management, Strategie oder Marketing, die die Arbeit kompliziert machen. So investieren beispielsweise viele Manager, die es in ihrem Team mit einer schwierigen Person zu tun haben, Geld und Energie in ausführliches Coaching oder eine Rundum-Analyse. Dabei müssten sie sich einfach nur mit dieser Person zusammensetzen und ihr höflich sagen, dass sie sich in letzter Zeit unmöglich verhalten hat und dass es so wirklich nicht weitergehen kann.
Ohne die nötige Vision
Manchmal finde ich mich der Situation, dass die Personen nicht über die nötige Vision verfügen, die zur wirksamen Lösung eines Problems erforderlich wäre. Da sie keine globale Vision haben, treffen sie Entscheidungen, die zwar kurzfristig und für ein begrenztes Umfeld von Vorteil sind, die jedoch für den Rest des Unternehmens und auch langfristig negative Auswirkungen haben. Das bedeutet, dass sie im gesamten Unternehmen mit Flicken arbeiten, und das wiederum führt letztendlich zu Komplexität, dem Gegenteil von Einfachheit.
Steve Jobs sagte einmal:
„Einfach kann schwerer als komplex sein. Man muss hart arbeiten, um das eigene Denken so sauber zu bekommen, damit man es einfach machen kann.“
Wenn der Fall einmal offen liegt, muss man sich fragen, ob die Person den richtigen Posten innehat, ob sie wirklich alle Einzelheiten der Stelle versteht und über die nötigen Fähigkeiten verfügt. Die drei magischen Buchstaben, um festzustellen, ob eine Person an der richtigen Stelle tätig ist, sind folgende:
Nur Personen, die diese drei Eigenschaften besitzen, sind auch in der Lage, Simplizität im Unternehmen zu schaffen. Ohne diese Merkmale werden sie die falschen Entscheidungen treffen und für Komplexität im Unternehmen sorgen, man hat es dann mit Experten für Komplexitätsbildung zu tun.
Simplizität im Unternehmen
Beim Umgang mit Prioritäten, Projekten oder Personen im Unternehmen verwenden viele Manager komplizierte, komplexe Systeme, sind sich jedoch oft nicht darüber im Klaren, was um sie herum geschieht.
Es überrascht mich immer wieder, wie aufgeschlossen CEOs und Management-Teams sind, wenn ich ihnen die EOS-Tools präsentiere, die alle in tausenden von Unternehmen entwickelt und erprobt wurden. Es handelt sich dabei nicht um komplizierte oder komplexe Tools, aber wahrscheinlich werden sie gerade deshalb so gut angenommen. Kürzlich sprach mich ein Manager an, nachdem er die Tools gesehen hatte und was es bedeutet, EOS in Unternehmen umzusetzen: „Aber das ist doch nichts Neues...“ Stimmt, lautete meine Antwort.
Oft wirken sie enttäuscht von zwar effektiven, jedoch einfachen Lösungen für scheinbar komplexe Probleme. Doch nicht mit Neuheit und Komplexität erzielt man Ergebnisse, sondern mit Einfachheit, gesundem Menschenverstand und Disziplin.
Dabei kann ich durchaus verstehen, warum viele Manager innovative, ausgeklügelte Lösungen so attraktiv finden. Denn schließlich befassen sich die meisten Medien und unsere akademische Gemeinschaft eben damit. Einfache Lösungen findet man in der Regel nicht auf den Titelseiten von Fachzeitschriften, und auch in Business-Schulen werden sie nicht durchgenommen.
Und doch ist es so, dass durch Einfachheit nach wie vor erfolgreiche Unternehmen und zufriedene Mitarbeiter geschaffen werden.
So einfach ist das.