Vor drei Tagen ging ich meine Notizen über die Unternehmen und ihre Management-Teams durch, mit denen ich in den letzten Monaten zu tun hatte, und dabei fiel mir ein Punkt auf: Die Größe der Management-Teams betrug zwischen 3 und 11 Personen, im Durchschnitt 7,3. Dabei bestand kein erkennbarer Zusammenhang zur Größe des Unternehmens. Eine riesige Bandbreite!
Mit Blick auf diese Unterschiede fragte ich mich, was wohl die Gründe dafür sind und außerdem Dinge wie: Wie lautet die perfekte Kopfzahl für das Management-Team eines Unternehmens? Gibt es in diesem Zusammenhang eine magische Zahl? Und welche Parameter könnten bei der Beantwortung dieser Fragen hilfreich sein?
Teams im Sport
In der Welt des Sports bestehen Mannschaften immer aus einer genau festgelegten Zahl von Spielern. Im Basketball sind es 5, im Baseball 9 und beim Fußball 11. Ganz unabhängig davon, ob dies nun die beste Spielerzahl für die jeweilige Sportart ist, schreiben es die Regeln so vor und man muss sich nicht weiter darüber Gedanken machen. Aber in der Unternehmenswelt, am Arbeitsplatz, wo Teamarbeit doch eine unglaublich wichtige Rolle spielt, gibt es keine Regeln oder klaren Vorgaben, um die optimale Mitgliederzahl zu bestimmen, die jedes Team haben sollte.
„Die Frage nach der Größe stellt sich seit den Anfängen der Sozialpsychologie“, erklärt Professorin Jennifer S. Mueller der Wharton School, USA (und selbstverständlich meint sie damit die Größe von Arbeitsgruppen...).
Doch bevor wir uns mit möglichen Antworten und Analysen befassen, müssen wir uns vor Augen halten, warum diese Frage überhaupt relevant ist. Die Antwort lautet: Weil wir möchten, dass das Team so effizient und rentabel für das Unternehmen ist wie nur möglich. Und hier muss man feststellen, dass die Größe nicht unbedingt der erste Faktor ist, der bei der Aufstellung eines effizienten Teams zu berücksichtigen ist. Mueller meint dazu: „Als erstes muss man sich die Frage stellen, welche Aufgabe das Team ausführen wird, und (die Antwort) entscheidet darüber, wen man einstellen sollte und welche Fähigkeiten diese Personen mitbringen müssen.“
Aber zurück zur Größe. In einem Interview erklärt Professorin Katherine J. Klein, ebenfalls von der Wharton School, dass jede Person zählt, wenn es um die Größe des Teams geht. Konkret sagt sie: „Nimmt man zwei Personen, hat man dann ein Team oder eine Dyade? Sind es drei, besteht mit einem Mal die Möglichkeit von Machtkämpfen, zwei gegen einen. Wir wissen, dass zwischen zwei und drei ein drastischer Unterschied besteht, und dass aus demselben Grund Teams mit einer geraden Zahl von Mitgliedern anders funktionieren als solche mit einer ungeraden Zahl.“
Ich möchte auch meine persönliche Erfahrung mit Management-Teams anführen, die mir gezeigt hat, dass die Dinge bei Gruppen mit mehr als acht Personen komplex und langsam werden, weil das Team in Unter-Teams zerfällt. Allerdings könnte das – je nach Aufgabenstellung der Gruppe – auch positiv zu bewerten sein.
Menschen entspannen sich in großen Teams
Andererseits sagt Klein über große Teams: „Wenn ein Team größer wird, entsteht eine Tendenz zu social loafing, ‚sozialem Faulenzen‘, das heißt, dass manche Personen sich in der Gruppe verstecken.“ In einer berühmten Studie untersuchte Ringelmann, wie Personen allein und in Gruppen an einem Seil ziehen. Dabei
wurde der so genannte Ringelmann-Effekt beobachtet. Ringelmann maß die Zugleistung und stellte fest, dass zwar die Gesamtleistung in der Gruppe zunahm, er verzeichnete jedoch ein Absinken der Durchschnittsleistung der einzelnen Gruppenmitglieder. Damit wurde die Theorie widerlegt, dass eine Gruppenanstrengung in größerer Leistung resultieren kann. Ringelmann schrieb dies dem Phänomen des sozialen Faulenzens zu. Was dabei geschieht ist, dass eine Gruppe oder ein Team dazu tendiert, mangelnde individuelle Anstrengung zu „kaschieren“, und je größer das Team ist, desto stärker tritt dieses Phänomen auf.

Die ideale Zahl
Zurück in die Unternehmenswelt: Gibt es die optimale Teamgröße? Ein weiteres Mal kommt Mueller zu dem Schluss, dass es auf die Aufgabe ankommt. „Wenn Sie eine Gruppe von Personen für die Reinigung eines Stadions einsetzen, dann gibt es keine Begrenzung für dieses Team. 30 machen schneller sauber als fünf.“ Ich persönlich möchte dem allerdings widersprechen, denn hier kommt das oben erwähnte soziale Faulenzen ins Spiel. Wahrscheinlich verstecken sich einige Teammitglieder und dadurch sinkt sicherlich die Effektivität pro Person.
In einem Artikel mit dem Titel How to Build a Great Team (Wie man ein großartiges Team aufbaut) der Zeitschrift Fortune war kürzlich ohne große Umschweife zu lesen, dass die produktivsten Teams aus 4,6 Mitgliedern bestehen. Klar und eindeutig. Ob das wohl stimmt...?
Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon, hat eine ganz klare, einfache Regel für Meetings. Ein Meeting ist zwar nicht dasselbe wie ein Team, aber zwischen den beiden Aspekten besteht doch ein klarer Zusammenhang und ein Abhängigkeitsverhältnis. Bezos ist der Überzeugung: „Je mehr Personen an einem Meeting teilnehmen, desto weniger produktiv wird es sein.“ Das Ganze rundet er mit seiner 2-Pizza-Regel ab: Man sollte nie Meetings abhalten, bei denen zwei Pizzas nicht alle Teilnehmer satt machen würden.

Zu Unternehmen mit Koordinationsaufgaben, in denen die Motivation eine Herausforderung darstellt, erklärt Mueller: „Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem optimalen Team und der Zahl sechs.“ Bei mehr als fünf lässt sich eine immer niedrigere Motivation bei den einzelnen Individuen feststellen.“ Und weiter: „Bei mehr als fünf Personen lässt sich beobachten, dass die individuelle Motivation immer mehr abnimmt. Außerdem bilden sich Untergruppen, die gleichzeitig sprechen und deshalb schwerer zu handhaben sind.“
Wie repariert man ein kaputtes Team?
Es ist schwer, ein funktionales Team aufzubauen, aber noch schwieriger ist es, ein Team wieder in Ordnung zu bringen. Wie also kann man ein dysfunktionales oder kaputtes Team reparieren? „Zurück zu den Grundlagen“, empfiehlt Mueller: „Hat das Team ein klares Ziel? Sind die richtigen Personen für die richtigen Aufgaben zuständig? Konzentriert sich das Team auf seine Aufgaben?“ Wir hatten einen Kurs über die No-Gos beim Aufbau von Teams und ein ganz klares No-Go sind undeutlich definierte Ziele. Ein anderes ist, wenn der Anführer des Teams Schwierigkeiten damit hat, die Zügel in die Hand zu nehmen oder Prozesse zu strukturieren. Führung in einer Gruppe ist unglaublich wichtig. Das dritte No-Go sind willkürliche Ziele. Damit die Personen sich mit der Aufgabe identifizieren und wirklich einbringen können, muss diese eine Bedeutung haben.“
Team versus Hierarchie
Letztendlich gibt es keine einfache Antwort auf die Frage nach der optimalen Zahl, allerdings scheint es so zu sein, dass weniger mehr ist. Teams, die aus maximal fünf Personen bestehen, sind effektiver und motivierter.
Doch wie so oft gibt es zwei Seiten derselben Medaille. Bildet man kleinere Teams, sagen wir einmal mit 5 Mitgliedern, hat man auf drei Hierarchiestufen bis zu 31 Personen und 156 auf vier Hierarchiestufen. Wenn man dagegen 8-köpfige Teams bildet, wären es 73 Personen auf drei Stufen und 585 auf vier Hierarchiestufen. Ein riesiger Unterschied.

Und schließlich muss man sich nicht nur über die Aufgaben und die Größe der Teams Gedanken machen, sondern auch das optimale Gleichgewicht zwischen der Zahl der Personen im Team und einer flacheren Hierarchie finden, um die Kommunikation zu erleichtern.
Und Sie... arbeiten Sie in einem funktionalen Team? Aus wie vielen Mitgliedern besteht Ihr Team? Sind seine Ziele klar definiert und herrscht im Unternehmen eine Organisationsstruktur, die Wachstum, Kontrolle und Gewinn zuträglich ist? Ich freue mich auf Ihr Feedback.
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