Sucht man die englischen Begriffe Leadership and Management auf Amazon.com, werden am heutigen Tage ganze 1.024.520 Bücher angezeigt. Zwei bedeutende Themen, wenn man das Potential des Unternehmens ausschöpfen möchte. Doch welcher der beiden ist wichtiger für das Unternehmen? Vor nicht allzu langer Zeit war der Begriff Unternehmensführung (oder leadership) noch nicht in aller Munde; die Zweifel und Ratlosigkeit rund um die Konzepte Leadership und Management kamen erst in den letzten 15 Jahren auf. Das Thema erhielt mehr Präsenz durch die Personen an der Spitze von Unternehmen wie Apple, Zappos, Microsoft, Facebook oder zuletzt Airbnb. Führungspersönlichkeiten, Leader, sind die neuen Stars der Geschäftswelt, über Manager dagegen wird kaum gesprochen. Einem Manager fehlt der Glamour, um fast wie ein Rock- oder Fußballstar auf den Titelseiten von Zeitschriften abgebildet zu werden.
Allerdings möchte ich dem Mythos der Führungspersönlichkeiten widersprechen, denn Führungsqualitäten sind nicht mit Charisma oder einem anderen Charakterzug gleichzusetzen, den man sich nur schwer aneignen kann. Es handelt sich nicht um ein Geschenk, das einigen wenigen in die Wiege gelegt wurde. Führungsqualitäten oder Leadership kann man lernen, genauso wie man lernt, ein Team zu managen. Und was für das Thema meines heutigen Artikels noch bedeutender ist: Leadership ist nicht besser als Management und kann dieses auch nicht ersetzen.
Andererseits wiederum kann nicht jeder ein herausragender Leader sein, ebenso wie nicht jeder ein begnadeter Manager ist. Und noch viel kleiner ist die Zahl der Personen, denen beides gleichzeitig liegt und die beide Aspekte im richtigen Maß zur richtigen Zeit anzuwenden wissen.
Der Unterschied zwischen Leadership und Management
Bevor man entscheiden kann, was wichtiger für das Unternehmen ist und wie es umgesetzt werden muss, sehen wir uns zunächst einmal an, was die beiden Begriffe bedeuten, was einen Leader ausmacht und was einen Manager.
Im Buch Conscious Capitalism von John Mackey und Raj Sisodia liest es sich wie folgt: „Leadership und Management sind keine Synonyme. Bei Leadership geht es vor allem um Veränderung und Wandel. Management beschäftigt sich mit Effizienz und Umsetzung. Leader sind Architekten auf hohem Niveau, sie bauen das System, wohingegen Manager sicherstellen, dass dieses System reibungslos läuft und an den Stellen Änderungen vornehmen, an denen es hakt.“
Zur besseren Veranschaulichung einige Beispiele zum Unterschied zwischen einem Leader und einem Manager:
Leader | Manager |
---|---|
Weist die Richtung | Planung und Budget |
Sorgt dafür, dass die Personen | Organisiert und stellt ein |
Motiviert und inspiriert | Kontrolliert und liefert Lösungen |
Überwindet Veränderungen | Überwindet Komplexität |
Lebt das Warum | Lebt das Wie |
Blickt in die Zukunft und gestaltet sie | Arbeitet in der Gegenwart |
Der Leader / Anführer
Wie bereits erwähnt wird ein guter Leader nicht geboren, sondern man kann und muss die Fähigkeit, ein Unternehmen oder ein Team erfolgreich zu leiten, erlernen. Nicht jedem gelingt das gleich gut, manche entwickeln sich mehr zu Managern und andere eher zu Leadern, aber man kann es lernen und an sich arbeiten, um es im Unternehmen anwenden zu können. Ein guter Leader muss folgende Aspekte umsetzen:
- Richtung. Als Leader einer Organisation oder eines Teams muss man in der Lage sein, das Unternehmen in die richtige Richtung zu führen und – was sehr wichtig ist und oft nicht gelingt – dem Team diese Richtung effektiv zu weisen. Das hat man geschafft, wenn 80% oder mehr aller Personen im Unternehmen dieselbe Antwort geben, wenn sie nach der Vision und den Werten des Unternehmens, den Jahreszielen und der Marketingstrategie gefragt werden. Dadurch entsteht ein Raum, den die Mitarbeiter mit ihren Handlungen und Aktivitäten füllen können, um die Unternehmensvision umzusetzen.
- Tools. Es reicht aber nicht, die Richtung zu weisen und eine Vision zu entwickeln, wenn das Unternehmen im Anschluss nicht mit den nötigen passenden Tools ausgestattet wird, um diese auch umzusetzen. Man muss dem Team Ressourcen, Fortbildung, Technologie, Zeit und Aufmerksamkeit widmen.
- Raum lassen. Man braucht die richtigen Personen in den richtigen Positionen (right people, right seats), ein Ausdruck, den Jim Collins in seinem Buch Good to Great geprägt hat. Ist das gelungen, kann man Aufgaben delegieren und dem Team genügend Raum gewähren, ohne mikromanagen zu müssen.
- Das Unternehmen zuerst. Man darf die Unternehmensvision nie aus den Augen verlieren – bei allen Handlungen und Entscheidungen, bei dem, was man sagt und tut: Walk the talk.
- Reflexion. Ein Anführer muss sich Zeit nehmen, um über das Unternehmen und seine Leitung nachzudenken. Dazu darf er nicht unentwegt in seine Alltagsaufgaben vertieft sein. Bauen Sie also regelmäßig Zeitfenster für Reflexion ein.
Hier ein Video der Harvard Business Review (auf Englisch) über die Zutaten, die einen guten Anführer ausmachen: The Ingredients of Great Leadership
Wenn Sie mehr über Leadership erfahren möchten, empfehle ich Ihnen meinen Artikel über die sechs verschiedenen Führungsstile (deutsche Version folgt in Kürze), ihre Auswirkungen auf das Unternehmen und wann welcher eingesetzt werden sollte.
Bekannte Leader / Anführer
Jeder kennt die großen Führungspersönlichkeiten, denn sie sind häufig auf den Titelseiten wichtiger Zeitschriften wie Forbes, Harvard Business Review oder Time Magazine abgebildet. Eine Google-Suche nach „great leaders“ ergibt 407 Millionen Treffer.
Hier möchte ich drei Beispiele nennen:
- Steve Jobs. Dank seines Erfolgs mit Apple und seiner Wesensart ist er die wahrscheinlich bekannteste Führungsperson in der Unternehmenswelt. Menschen, die mit ihm gearbeitet haben, sind sich einig, dass die Zusammenarbeit mit ihm ein Alptraum war (ein schlechter Manager), aber dass sie andererseits noch nie so viel gelernt haben.
- Mahatma Gandhi. Gandhi wurde in einem Interview von einem Geschichtslehrer in Frage gestellt, der zu ihm sagte, dass sein Konzept von der Gewaltlosigkeit niemals funktionieren würde, worauf dieser antwortete: „Deine Aufgabe ist, Geschichte zu lehren. Meine dagegen ist es, Geschichte zu machen.“ Ein wahrer Anführer.
- Adolf Hitler. Ein Beispiel für einen Anführer mit äußerst negativem Ausgang. Und zugleich ein Indiz dafür, dass Anführer nicht immer Recht haben müssen. Auch wenn die Person selbst oder ihre Vorstellungen noch so brillant erscheinen mögen, ist nicht immer alles gut, was von ihnen kommt.
Der Manager
Niemand wird als Teammanager geboren, man muss es lernen, sich Managementtools aneignen und üben, üben, üben. Was ist beim Managen eines Teams zu beachten?
- Erwartungen. Wenn ein Manager sich nicht über seine Erwartungen im Klaren ist und diese nicht deutlich ausdrücken kann, ist das unglaublich frustrierend für ihn selbst und diejenigen, die darunter leiden. Welche Verantwortlichkeiten gehen mit einer Stelle einher, was wird von der Person erwartet und mit welchen Parametern wird der Erfolg gemessen?
- Kommunikation. Gute Kommunikation bedeutet für einen Manager viel zuhören und wenig reden. Beseitigen Sie mögliche Vertrauensbarrieren, um den wahren Problemen des Unternehmens auf den Grund gehen zu können.
- Meetings. Halten Sie regelmäßige Meetings ab, um den Gedankenaustausch und die Lösung von Problemen immer wieder anzustoßen.
- Revisionen. Setzen Sie sich alle drei Monate mit den einzelnen Teammitgliedern zusammen und analysieren Sie ihre Leistung im Unternehmen unter Berücksichtigung ihrer Verantwortlichkeiten, ihrer vierteljährlichen Prioritäten und den Werten des Unternehmens.
- Anerkennung. Äußern Sie Beifall und Kritik immer sofort, positive Dinge öffentlich, Negatives unter vier Augen. Die Unterscheidung zwischen Manager und Arbeitskollege ist wichtig und muss klar sein.
HBR-Video (auf Englisch) über gute Manager und wie man einer sein kann: What Great Managers do
Gute Manager
Sucht man in Google „great managers“, ergibt die Suche im Gegensatz zu oben nur knapp 9 Millionen Treffer. Außerdem werden keine Personen angezeigt, sondern Artikel, Methoden und Ratschläge. Manager stehen eindeutig weniger im Rampenlicht, sind deshalb aber nicht weniger wichtig für das Unternehmen.
Hier meine Liste großartiger Manager:
- Sheryl Sandberg. Die Nummer zwei von Facebook hinter Marc Zuckerberg. Sandberg spielte eine Schlüsselrolle bei der Schaffung von Rentabilität durch Werbung. Als COO in Facebook ist sie für die Abteilungen Marketing, Verkauf, Geschäftsentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Personal und Unternehmenskommunikation verantwortlich.
- Marissa Mayer. Mayer war 1999 die zwanzigste Mitarbeiterin von Google und zugleich die erste weibliche Programmiererin im Unternehmen. Sie blieb bis 2012 bei Google und wechselte dann als neue CEO zu Yahoo!
- Jeff Bezos. Eine äußerst seltene Kombination aus Anführer und Manager – vor 20 Jahren sah er etwas, das niemand sonst sehen konnte, und führte Amazon auf Platz zwei der meistbewunderten Unternehmen der Welt (hinter Apple).
Alles zu seiner Zeit
Die große Frage lautet nun: Wie viel von jedem Element, Anführer oder Manager, Führung oder Management, braucht das Unternehmen? Das Buch Conscious Capitalism meint dazu: „Führung und Management müssen im Einklang stehen.“ Das ist zwar ein Anhaltspunkt, schafft aber kaum Klarheit darüber, wie es im Unternehmen aussehen soll.
John Kotter, Professor an der Harvard Business School, äußerte sich zu diesem Thema wie folgt: „Zu viel Management und wenig Führung bewirken zu viel Stabilität und Fokus nach Innen. Das kann zu Stagnation, Verfall und möglicherweise sogar zum Tod der Organisation führen. Doch auch zu viel Führung ohne das nötige Management ist gefährlich; der Organisation fehlt es an Leistungsfähigkeit, betrieblicher Disziplin und Effizienz und das Unternehmen wird letztlich zu einer höchst riskanten Angelegenheit.“
Mit einer Analogie aus der Welt des Militärs lässt sich noch besser verdeutlichen, wie Führung und Management im Unternehmen bzw. im Team dosiert werden müssen:
Solange Frieden herrscht, kann ein Heer mit gutem Management und effizienter Verwaltung auf allen Hierarchiestufen gut funktionieren und braucht nur an der Spitze die richtige Menge Führung. In Kriegszeiten dagegen ist auf allen Hierarchiestufen Führerschaft nötig. Man kann ein Heer nicht in eine Schlacht „managen“, es muss geführt werden.
Überlegen Sie also: In welchem Zustand befindet sich Ihr Unternehmen, herrscht Friedenszeit oder steht eine Schlacht bevor? Braucht es mehr Management oder mehr Führung?
Situationen im Unternehmen, in denen viel Führung und ein Anführer gebraucht werden:
- Schnelles Wachstum der Mitarbeiterzahlen
- Strategiewechsel
- Aggressive Ziele
Situationen im Unternehmen, in denen weniger Führung und ein stärkerer Fokus auf Management erforderlich sind:
- Streben nach Rentabilität
- Kein Wachstum
- Krisenzeiten oder Kürzungen
Wo steht Ihr Unternehmen gerade? Brauchen Sie strategische Veränderungen oder streben Sie eher nach Rentabilität ohne große Neuerungen?
Das Betriebssystem des Unternehmens
Alle Unternehmer haben dieselben Sorgen und Zweifel, und jeder bastelt sich seine eigene Lösung zusammen, die er selbst erfunden hat. Das ist, als würde man die Reifen seines Autos selbst bauen. Man kommt voran, aber allzu oft ruckelt es, man fühlt sich nicht besonders sicher und kann weder so schnell noch so weit fahren, wie man es gerne täte.
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