Sie sitzen in einem Meeting mit Ihrem Führungsteam, um eine Änderung in der Urlaubspolitik des Unternehmens zu beschließen. Nach einer Debatte ist es an der Zeit, zum Ende zu kommen. Sie als Anführer möchten das Thema abschließen und sehen die Entscheidung klar. „Meine Damen und Herren, wir machen also Folgendes...“ Abschließend fragen Sie: „Sind alle einverstanden?“ und niemand erhebt Einwände. Aber es stimmt auch keiner zu. Schweigen.
Zwei Wochen später bekommen Sie mit, dass wegen der neuen Urlaubspolitik große Unzufriedenheit im Unternehmen herrscht.
Das Thema des Meetings lässt sich beliebig von „Urlaubspolitik“ zu „Durchführbarkeit des Projektes abc“, „Kostenvoranschlag xyz“ oder „Wir tun dies oder jenes“ abändern. Die Geschichte wiederholt sich Tag für Tag in tausenden Unternehmen: Meetings, in denen Schweigen als Zustimmung interpretiert wird.
Engagement und Verantwortlichkeit schaffen
Patrick Lencioni, Experte Nummer eins für Teamgeist und Autor diverser Bücher, unter anderem Die fünf Dysfunktionen eines Teams, unterstreicht, dass das Vertrauen innerhalb des Teams die Grundlage für ein einfacheres Erreichens des Unternehmenserfolgs ist. Vertrauen, das aus Verletzlichkeit entsteht. In diesem Video (auf Englisch) spricht Leoncini über den Stellenwert von Vertrauen innerhalb eines Teams.
Und unter folgendem Link finden Sie einen Artikel aus meinem Blog über Lencionis Pyramide und die Bedeutung des Vertrauens. Ganz kurz in einem Satz zusammengefassst: Um gute Ergebnisse zu erzielen, brauchen Sie Personen, die Verantwortung übernehmen. Und damit sie Verantwortung übernehmen, müssen sie Engagement verspüren. Um engagiert zu sein, müssen sie nicht mit allem einverstanden sein, aber sie müssen sich angehört fühlen, sprich es muss eine Diskussion über die Punkte geben, die zur Debatte stehen. An einer Diskussion nehmen sie wiederum nur teil, wenn sie darauf vertrauen können, gehört zu werden, dass ihre Meinung nicht weggewischt wird und dass sie nichts zu befürchten haben, wenn sie sich äußern. Sie brauchen Vertrauen.
Und mittendrin in dieser Kausalkette ist das Schweigen, das diese zerstört. Das Schweigen in Meetings.
Nachdem ich 15 Jahre lang mein eigenes E-Commerce-Unternehmen führte, helfe ich nun anderen Unternehmern dabei, mit ihren Unternehmen das zu erreichen, was sie wollen, indem ich sie bei der Umsetzung von EOS als Methode zur Unternehmensführung unterstütze. Daher kann ich Woche für Woche dutzende Anführer in Management-Teams beim Prozess der Entscheidungsfindung beobachten. Zu Beginn jedes Meetings erläutere ich meine Erwartungen, und eine davon lautet, dass wir offen und ehrlich miteinander umgehen. In anderen Worten: Dass wir uns verletzlich zeigen und aufrichtig unsere Meinung sagen, anstatt zu schweigen.
Doch allzu oft tendieren Anführer dazu, das Schweigen in Meetings vorschnell abzubrechen. Woran liegt das? Meist möchten sie schnell weiterkommen und Dinge erledigen. Doch wenn man die Pausen und Zweifel der Teammitglieder einfach wegwischt, bremst man dadurch ironischerweise das Unternehmen. Mehr und bessere Ergebnisse erzielen Sie dagegen, wenn Sie einen Moment innehalten und den Zweiflern dabei helfen, ihre Meinung auszudrücken.
Denn Schweigen bedeutet nicht immer Zustimmung. Oft steckt etwas anderes dahinter.
Was bedeutet Schweigen?
Wir mutmaßen zuviel. Wir mutmaßen unentwegt, was andere denken oder fühlen. Und oft liegen wir damit falsch. Wenn Mitglieder des Management-Teams schweigen, gehen wir in der Regel davon aus, dass sie einverstanden sind oder nichts mehr hinzuzufügen haben. Oder wir denken, dass es ihr Problem ist, wenn sie nichts sagen. Doch auf lange Sicht ist es für das gesamte Unternehmen problematisch, wenn das Vertrauen fehlt, um seine Meinung zu äußern und einen Konflikt oder eine Diskussion einzuleiten, wie Leoncini darlegt.
Denn ein Schweigen kann vieles bedeuten. Hier einige Dinge, die tatsächlich dahinter stecken könnten:
Wie Sie sehen, kann Schweigen abgesehen von Zustimmung viele Ursachen haben. Sie müssen sich folgende Fragen stellen:
Ist das Thema, das zur Diskussion steht, so wichtig, dass alle hinter der Entscheidung stehen müssen? Brauchen Sie die Zustimmung aller Teammitglieder und damit verbunden Verantwortungsübernahme bei der Umsetzung und/oder Bekanntgabe der Entscheidung, um letztlich das gewünschte Ergebnis zu erzielen?
Darauf gibt es zwei mögliche Antworten:
- Es ist nicht der Fall. Dann fahren Sie trotz des Schweigens fort, um schnell und effektiv weiterzukommen. Allerdings sollten Sie beim nächsten Mal auf ein solches Meeting verzichten und dem Team direkt Ihre Entscheidung mitteilen.
- Es ist der Fall. Übergehen Sie kein Schweigen und binden Sie alle in die Debatte ein, damit am Ende alle an Bord sind. Bei wichtigen Entscheidungen ist Sam Kaners Einigungsskala ein nützliches Tool, das auch den Grad der Zustimmung verrät.
Das Schweigen eines Teammitglieds brechen
Man muss wissen, mit was für einer Situation man es gerade zu tun hat. Wie können Sie erahnen, was jemand anderem im Kopf umgeht? Sie können es nicht, deshalb müssen Sie nachhaken!
Fragen Sie die Person direkt: „Weshalb dieses Schweigen?“, „Was denken Sie?“ oder „Ich würde gerne Ihre Meinung dazu hören“. So räumen Sie Vermutungen aus dem Weg und erfahren stattdessen die tatsächliche Haltung.
Das mag zunächst etwas unbequem sein und die Versuchung ist groß, das Ganze einfach unter den Tisch zu kehren und fortzufahren. Doch auf lange Sicht schadet dies dem Team und dem Unternehmen mehr, als es nützt. Wenn Sie annehmen, dass das Schweigen einer Person Zustimmung bedeutet, wenn diese aber eigentlich nicht einverstanden ist, dann haben Sie es mit einem Teammitglied zu tun, das nicht hinter der Entscheidung steht. Und wenn das zu häufig vorkommt, dann bauen Sie dadurch ein Kartenhaus, das irgendwann einstürzen wird.
Seien Sie mutig und fragen Sie direkt und ohne zu zögern nach der Meinung der anderen. Offen und ehrlich. Diskutieren Sie sofort über Zweifel. Mutmaßen Sie nicht.
Mit weniger Schweigen erreichen Sie mehr.
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