Wenn ein Unternehmen eine klar vorgegebene Vision hat, dann ist bereits ein wichtiger Schritt zu deren Umsetzung getan. Denn wenn die Vision nicht klar definiert ist oder erst garnicht existiert, lässt sie sich schwerlich erreichen. Das mag banal und selbstverständlich klingen, doch die Realität in Unternehmen sieht anders aus. In 95% der Organisationen, mit denen ich zu tun habe, fehlt eine klar definierte Vision.
8 einfache Fragen
Bei EOS sprechen wir von einer klar definierten Vision, wenn 8 einfache Fragen beantwortet werden können:
- Was sind die Werte des Unternehmens?
- Wie lautet sein Core Focus (Beweggrund)?
- Welche 10-Jahres-Zielsetzung hat das Unternehmen
- Wie lautet die Marketingstrategie?
- Wie sieht das 3-Jahres-Panorama des Unternehmens aus?
- Wie lautet sein 1-Jahres-Plan?
- Welche vierteljährlichen Rocks gibt es?
- Und zu guter Letzt, welche Issues (Probleme, Herausforderungen, Themen etc.) gibt es?
Kennt man diese Antworten, dann steckt man sie ein eine Schublade... und schaut sie nie wieder an! Genau das passiert in vielen Unternehmen aller Größenordnungen und Sektoren auf der ganzen Welt. Da engagiert man Consultants, um die Werte des Unternehmens und andere damit verbundene Aspekte zu definieren, und im Anschluss ändert sich nichts in der Organisation. Zwar wurde eine unternehmerische Pflicht erfüllt, man kann das Kästchen abhaken, doch im Unternehmen wird sich nichts ändern.
Will man diese Unternehmensvision wirklich umsetzen, muss man sie nicht nur ausgraben und definieren, sondern sie auch leben und beständig und regelmäßig in den täglichen Betrieb des Unternehmens integrieren.
Hören alle dasselbe?
Vor einigen Monaten las ich in einer Musikzeitschrift einen Artikel über ein Experiment: Es wurden 100 sehr bekannte Lieder (von Kinderliedern bis Rock) ausgewählt. Ein Versuchsteilnehmer erhielt Kopfhörer, über die er die Musik hörte, und musste die Lieder mit den Händen auf dem Tisch mittrommeln. Alle anderen konnten die Musik nicht hören.
Tun Sie einmal dasselbe: Denken Sie an ein Lied, das Ihnen gefällt, singen Sie es im Geiste vor sich hin und trommeln Sie dabei den Rhythmus der Musik auf dem Tisch, so gut Sie können. Wenn jemand neben Ihnen sitzt, bitten Sie ihn, das Lied zu erraten – es wird ihm kaum gelingen. Dagegen hat die Person, die auf den Tisch klopft, die Musik ganz lebendig im Kopf und es erscheint ihr ganz offensichtlich, um welches Lied es sich handelt. Bei dem Experiment wurden ganze 6% der Stücke richtig erraten. Mir persönlich scheint das ein spektakuläres Ergebnis und eine große Zahl – die Teilnehmer waren wohl alle Profimusiker...
Im Unternehmen sieht es genauso aus. Die Vision, die wir ganz klar im Kopf haben und die für uns lebhaft und eindeutig klingt wie ein Lied, kommt bei den Personen im Unternehmen so an wie das Fingertrommeln auf dem Tisch. Sie haben keine Ahnung, was sie da hören.
Deshalb müssen wir bei der Vermittlung der Unternehmensvision sehr klar, deutlich und repetitiv vorgehen. Ziel ist es, dass das gesamte Unternehmen sie teilt und alle Personen mit ihr vertraut sind. Unmöglich? Nein. Schwer? Ja. Es ist unmöglich, wenn man nicht weiß, wie man es anstellen soll. Und es ist schwer, wenn man weiß, wie man es angehen kann.
Man muss die Vision offen und ehrlich kommunizieren. Dabei darf man keine Angst davor haben, dass es Personen geben könnte, die die Vision anzweifeln oder unsere Ausführungen hinterfragen. Diese Zweifel und der Dialog rund um die Vision sorgen dafür, dass letztendlich alle in die Vision des Unternehmens eingebunden sind und sich dafür einsetzen. Vielleicht herrscht Sorge darüber, dass Schwachpunkte oder Bedenken am Vorhaben aufgedeckt werden, aber das ist nichts Schlechtes. Ist man offen dafür, andere Meinungen anzuhören und darüber zu diskutieren, bezieht man die Personen mit ein und sie können am Austausch von Ideen, Fragen und Lösungen teilnehmen.
Die Vision klar vermitteln
Doch die bittere Wahrheit ist: Nicht alle werden mit der Vision einverstanden sein, sie wird nicht allen gefallen. Vermittelt man die Vision klar und deutlich, werden die Personen, die sie nicht teilen, das Unternehmen verlassen. Und das ist besser für sie und auch für das Unternehmen.
Das sind die vier Momente und Wege, um die Unternehmensvision effektiv zu vermitteln:
- In der Wiederholung liegt der Schlüssel
„Um zum ersten Mal gehört zu werden, muss man etwas siebenmal sagen."
Die Vermittlung der Unternehmensvision ist letztendlich Marketing. Man vermarktet seine Idee an alle Personen im Unternehmen, weil man möchte, dass sie diese Idee „kaufen“. Deshalb muss man sie immer und immer wieder mit der Idee beeindrucken. Wikipedia (Englisch) über die ideale Häufigkeit der Marketingbotschaft
- Die Vision im Unternehmen präsentieren
Die Definition der Unternehmensvision bietet einen hervorragenden Anlass, um ein Event zu veranstalten, bei dem diese vorgestellt wird. Es muss keine große Veranstaltung sein, allerdings sollte unbedingt Zeit für Fragen eingeplant werden.
- Die Lage des Unternehmens
Halten Sie alle 90 Tage ein Meeting über die Lage des Unternehmens ab. Kein besonders langes, weniger als 45 Minuten, in denen die Vision durchgesprochen wird: Was haben wir in den letzten 90 Tagen erreicht, wo stehen wir heute mit Blick auf die Vision, und wie lauten die Prioritäten des Unternehmens für die kommenden 90 Tage.
- Umfassende Prüfung der Vision
Alle drei Monate, wenn zusammen mit dem Management-Team die Prioritäten (Rocks) der einzelnen Abteilungen für die nächsten 90 Tage festgelegt werden, sollte die Vision mit den acht Fragen einmal ganz durchgegangen werden.
Durch diesen repetitiven Kommunikationsprozess zur Vermittlung der Vision, ihre Revision und den Dialog über mögliche Schwachpunkte gelingt es mit der Zeit, dass das gesamte Team geschlossen an einem Strang zieht und alle in dieselbe Richtung rudern. Das Endergebnis ist eine starke Vision, die von allen mitgetragen wird.
Nächste Schritte...
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