In manchen Meetings fällt man Entscheidungen ganz mühelos, dann wieder braucht es dazu lange Diskussionen oder viel Nachdenken. Und dann gibt es noch die Fälle, in denen es Diskussionen darüber gibt, was entschieden wurde... Manchmal ist die Debatte in vollem Gange, und der Vorgesetzte fährt mit einem „Das war's, wir machen es so“ dazwischen, wohingegen sich die Diskussion andere Male endlos hinzuziehen scheint und es niemanden gibt, der ihr ein Ende setzt, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Es kann auch vorkommen, dass einige bereits mit der Umsetzung begonnen haben, während der Rest der Meinung ist, dass noch gar keine Entscheidung gefallen ist...
All diese Szenarien haben Sie sicher schon einmal in irgendeiner Form erlebt und sie verdeutlichen, wie unglaublich wichtig es ist, dass klare Regeln darüber herrschen, wie im Unternehmen Entscheidungen getroffen werden.
Faktoren bei der Entscheidungsfindung
Die Entscheidungsfindung in einem Unternehmen (oder allgemein in einer Gruppe, z.B. in der Familie oder im Freundeskreis) hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, sind nachfolgend die vier maßgeblichsten Faktoren aufgeführt:
- Vision. Je nachdem, wie die langfristige Vision aussieht, können kurzfristige Entscheidungen ganz unterschiedlich ausfallen. So wird ein Unternehmen beispielsweise andere Entscheidungen treffen, wenn es nach Internationalisierung strebt, als wenn es die Zahl der Produkte für seinen aktuellen Markt steigern möchte. Hier haben wir es mit zwei unterschiedlichen Visionen zu tun, die sich auf den Personalbedarf, die Investitionen in einzelne Geschäftsbereiche, Fortbildungsmaßnahmen, schlichtweg auf alle langfristigen Aspekte und viele kurzfristige Entscheidungen auswirken.
Deshalb ist es so wichtig, dass die Unternehmensvision klar festgelegt ist und dem gesamten Team mitgeteilt wird. Im EOS-Prozess definieren wir die Unternehmensvision durch Beantwortung 8 einfacher Fragen. - Wir selbst. Auch an uns liegt es, wie die Entscheidung verläuft: langsamer, schneller, mehr oder weniger mutig. Zum Umsetzungsprozess von EOS in einem Unternehmen gehört eine Übung, bei der die konativen Profile der Personen im Management-Team ermittelt werden. Sie heißt Kolbe. Einer der dabei analysierten Aspekte heißt Factfinder (Tatsachenfinder) und zeigt an, wie viele Fakten der Person vorliegen müssen, damit sie eine Entscheidung treffen kann. Das wiederum hat einen bedeutenden Einfluss darauf, wie eine Gruppe Entscheidungen trifft. Jede Person ist anders, und es ist höchst aufschlussreich, die „DNA der Entscheidungsfindung“ der Gruppe zu kennen und zu verstehen.
- Die anderen. Alle Personen, aus denen sich die Gruppe zusammensetzt, haben einen bedeutenden Einfluss auf die Diskussion und die Entscheidung. Deshalb ist es unglaublich wichtig, sich mit den richtigen Personen zu umgeben und diese an die richtige Stelle zu setzen. Die anderen beeinflussen uns bei der Entscheidungsfindung,und man sollte unbedingt ein Management-Team mit Personen aufstellen, die dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Wie wir später noch sehen werden, ist das nicht immer einfach, denn in der Regel benötigt man dafür verschiedene Meinungen und Standpunkte.
- Methode. Idealerweise trifft man Entscheidungen mit Methode, doch in der Realität ist das häufig nicht der Fall. Und das wirkt sich in hohem Maße auf die Qualität der Entscheidungen und die Zufriedenheit der Personen, die an der Diskussion teilgenommen haben, aus. Deshalb empfiehlt es sich, einen klar definierten Prozess zur Entscheidungsfindung, sprich eine Methode zu haben. Im vorliegenden Artikel konzentriere ich mich auf diesen Punkt: Entscheidungsfindung im Unternehmen.
Entscheidungen treffen ohne Methode
Wenn Sie glauben, dass es doch im Grunde halb so wild ist und man keine Methode braucht, liegt das häufig daran, dass Sie der Anführer sind, die Entscheidungen treffen und die Kontrolle bei Ihnen liegt. Die Personen, die keine Kontrolle über die Situation oder die Entscheidungsfindung haben, fühlen sich oft frustriert, und das wirkt sich sehr stark auf ihre Motivation und ihr Engagement im und für das Unternehmen aus.
Nachfolgend werde ich einige in Unternehmen übliche Situationen schildern und möchte Sie einladen, mit etwas Selbstkritik darüber nachzudenken, ob Ihnen manche davon bekannt vorkommen:
Diskussionen dieser Art haben zur Folge, dass unreife oder gar überhaupt keine Entscheidungen getroffen werden, zudem entstehen Frustrationen und daraus resultierend mangelndes Engagement bei der Umsetzung, geringe Beteiligung an künftigen Debatten und unzulängliche Ergebnisse. In Unternehmen mit einer schwach ausgeprägten Kultur der Entscheidungsfindung verlassen die begabtesten Personen häufig das Schiff.
Ein Unternehmen, das wachsen möchte, muss unbedingt eine starke Kultur und eine Methode entwickeln, um seine Herausforderungen und das Thema Entscheidungen richtig zu bewältigen.
6 Methoden für die Entscheidungsfindung
Im Allgemeinen gibt es sechs verschiedene Arten, eine Entscheidung zu treffen.
- Unanimität. Das Wort Unanimität stammt aus dem Lateinischen, wobei unus „eins“ bedeutet und animos „Geist“. Die Gruppe trifft Entscheidungen also mit einem einzigen Geist, sprich einstimmig.
Um zu einer Entscheidung zu gelangen, die allen zusagt, muss man sich auf lange, ermüdende Diskussionen einstellen. Wenn nichts Wichtiges auf dem Spiel steht, lohnt sich dieser Weg zumeist nicht.
Eine andere Sichtweise ist der Konsens. Aber seien Sie gewarnt: Der Konsens tötet Unternehmen. Soll heißen: Wenn das Unternehmen nach Konsens strebt, wenn es um nichts Wichtiges geht, dann kommt es nur mit Schneckengeschwindigkeit voran und bleibt hinter dem Markt zurück. Deshalb empfiehlt es sich nur dann, nach Unanimität bzw. Konsens zu streben, wenn man es mit Themen zu tun hat, die eine große Bedeutung und maßgebliche Auswirkungen auf das Unternehmen haben, z.B. eine Änderung der Arbeitszeiten, ein Umzug der Büroräume vom Stadtzentrum ins Umland usw.
Später erfahren Sie, wie sich Standpunkte nuancieren lassen, um die Diskussionsteilnehmer nicht zu einem Ja oder Nein zu zwingen. - Mehrheit. Wenn die Tatsache, überhaupt zu einem Schluss zu kommen, wichtiger ist als die Qualität der Entscheidung selbst, dann ist ein Mehrheitsbeschluss eine gute Option. Bei wesentlichen Themen dagegen führt eine Abstimmung zu einer Konstellation von Gewinnern und Verlierern, die die Einheit der Gruppe spaltet und ernsthafte Auswirkungen auf den Teamgeist haben kann.
Bei Anwendung dieser Methode muss vor der Abstimmung festgelegt werden, wie groß die Mehrheit sein muss – über 50%, 60%, 70%... - Der Verantwortliche entscheidet ohne Diskussion. Je nach Situation kann es richtig sein, eine Entscheidung zu treffen, ohne sich anzuhören, was die anderen denken. Steht nicht viel auf dem Spiel, tun wir das alle ständig. Wenn eine Person bei jeder Entscheidung, die sie treffen muss, andere zu Rate zieht, dann hat sie in der Regel ein Problem mit der Übernahme von Verantwortung und man muss sich fragen, warum sie dies tut (vielleicht werden im Unternehmen Fehler bestraft und es herrscht ein Klima der Angst) oder ob hier die richtige Person an einem verantwortungsvollen Stelle ist.
Fragt man nicht nach, können andererseits aber auch blinde Flecken unentdeckt bleiben, also die Dinge, von denen man nicht weiß, dass man sie nicht weiß.
Diese Methode eignet sich für Krisenzeiten, in denen Autorität und Entschlossenheit gefragt sind. Wenn es um wichtige Entscheidungen geht, aber keine Krise herrscht, wird jemand, der so handelt, häufig als autoritär oder despotisch wahrgenommen. Das hat zur Folge, dass die Mitglieder seines Teams häufig unterwürfiger, weniger kreativ und weniger erfahren sind. Sicherlich kein wünschenswertes Szenario für ein Unternehmen. - Der Verantwortliche entscheidet nach einer Diskussion. Hierbei handelt es sich in der Regel um die effektivste Methode, und das hat mehrere Gründe. Die Person, die die Entscheidung trifft, hat meist eine bessere Sicht auf alle Blickwinkel und Aspekte der Angelegenheit und macht sich zugleich bewusst, was die anderen darüber denken, was letztlich eine bessere Entscheidung zur Folge hat.
Anders gesagt besteht hier ein gute Balance zwischen dem Verfahren, bei dem eine Person ohne Diskussion entscheidet und der einstimmigen Entscheidung. Allerdings braucht der Entscheidungsträger dazu eine große Portion Bescheidenheit, damit er wirklich offen ist und entgegengesetzte Meinungen anhört und sogar aktiv einholt, anstatt nur nach Bestätigung des eigenen Standpunkts zu streben.
Herrscht eine Unternehmenskultur, bei der es an Transparenz und Aufrichtigkeit mangelt, sagen die Mitarbeiter oft das, was der Anführer hören möchte und nicht was richtig wäre.
- Delegieren. Eine weitere Option ist es, die Entscheidung an eine andere Person zu übertragen. Letztendlich muss diese Person allerdings auch wieder auf eine der sechs hier erläuterten Methoden zurückgreifen.
- Münzwurf. Zu guter Letzt können Sie eine Münze werfen oder eine andere Zufallsmethode verwenden, zum Beispiel würfeln o.ä. Das ist nun sicherlich ein Weg, auf den Sie in Ihrem Unternehmen nicht oft zurückgreifen möchten. Einmal abgesehen davon, dass man dabei Entscheidungen dem Zufall überlässt, vermittelt man außerdem den Eindruck, keine klare Meinung zu haben, was wiederum oft so interpretiert wird, dass man keine Ahnung hat, wohin es mit dem Unternehmen gehen soll und was gut für die Firma ist.
Wenn Sie das nächste Mal eine Diskussion beginnen, kündigen Sie vorher an, mit welcher Methode die Entscheidung getroffen wird. „Wir machen jetzt Folgendes: Ich möchte, dass die Entscheidung einstimmig ausfällt.“ Oder aber „... jeder kommt zu Wort, aber danach werde ich die Entscheidung treffen, damit wir effizient arbeiten können“ usw.
So verhindern Sie Frustrationen bei den Diskussionsteilnehmern und beugen Kommentaren oder Gedanken wie „Wozu diskutieren wir überhaupt und erklären unseren Standpunkt, wenn am Ende doch Pablo* die Entscheidung trifft, die ihm richtig erscheint...“ vor. Die Gruppenmitglieder passen ihre Teilnahme qualitativ und quantitativ in dem Maße an, in dem sie glauben, die endgültige Entscheidung beeinflussen zu können.
* fügen Sie hier den Namen des Entscheidungsträgers ein.
In Teil 2 des Artikels zum Thema Entscheidungsfindung im Unternehmen erfahren Sie:
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