Psychologische Studien bestätigen, dass unser Verhalten und unsere Entscheidungen in erster Linie von unserer Vergangenheit bestimmt werden und nicht von dem, was vor uns liegt. Das bedeutet: Wir sind ein Produkt der Erfahrungen, die wir angesammelt haben, und je kürzer diese zurückliegen, desto stärker beeinflussen sie uns.
Diese Theorie lässt sich wunderbar auf die Unternehmenswelt und die fünf Wachstumsphasen übertragen. Die schwierige Aufgabe für Unternehmen liegt darin, in Konfliktsituationen und bei Problemen vom Gelernten und von dem, was früher funktioniert hat, abzukommen, um die Revolutionsphasen im Unternehmen bewältigen zu können.
Doch lassen Sie uns von vorne beginnen und diese fünf Wachstumsphasen einmal genau unter die Luge nehmen. Jede der Etappen beginnt mit einer so genannten Entwicklungsphase, einem Stadium geordneten, stabilen Wachstums, und endet mit einer Übergangsphase, der Revolutionsphase. Die Fähigkeit eines Unternehmens, damit umzugehen, entscheidet darüber, ob das Unternehmen in die nächste Entwicklungsphase übergeht und weiter wächst.
Larry E. Greiner beschreibt in einem Artikel im Harvard Business Review fünf Dimensionen, von denen es abhängt, welche Entwicklung ein Unternehmen durchläuft:
- Das Alter des Unternehmens
- Die Größe der Organisation
- Die Entwicklungsphase
- Die Revolutionsphasen
- Die Wachstumsrate des Sektors
Hier möchte ich mich auf die Entwicklungs- und Revolutionsphasen konzentrieren, denn dabei handelt es sich um die einzigen der fünf Variablen, die sich kurzfristig beeinflussen lassen.
Entwicklungsphasen
Im Normalfall dauern die Entwicklungsphasen zwischen 4 und 8 Jahre, in denen das Unternehmen ein beständiges Wachstum verzeichnet und auf keine größeren Schwierigkeiten stößt. In dieser Zeit reichen kleinere Anpassungen aus, um das Unternehmen an bestehende Herausforderungen anzupassen, und ein gleichbleibender Führungs- und Management-Stil eignet sich ausgezeichnet.
Revolutionsphasen
Am Ende einer Entwicklungsphase stößt das Unternehmen jedoch auf ein Hindernis, an die Grenze seines Wachstums bei gleichbleibendem Management-Stil: die Revolutionsphase beginnt. Die bisher eingesetzten Management-Methoden funktionieren nicht mehr, und das führt zu Frustration im Unternehmen und unter den Führungskräften. Unter diesen Umständen geraten viele Unternehmen ins Hintertreffen, weil sie nicht von den bislang wirksamen Management-Stilen abkommen können oder wollen. Das Ergebnis: Sie hören auf zu wachsen oder machen gar Konkurs. Die Herausforderung für das Führungsteam liegt darin, in diesem kritischen Moment neue Management-Instrumente zu finden, mit denen die Revolutionsphase überwunden werden kann.
Die fünf Wachstumsphasen
In Unternehmen wurden fünf Phasen des Wachstums, sprich der Weiterentwicklung, festgestellt. Jede davon lässt sich durch den Management-Stil definieren, der eingesetzt wird, um das Wachstum anzukurbeln. Die Revolutionsphasen zeichnen sich durch die Art von Problemen aus, die das Unternehmen erfolgreich meistern muss, bevor es weiter wachsen kann.
So ist beispielsweise in Phase 3 der Führungsstil im Unternehmen das Delegieren, was zur Lösung des Problems in der vorhergehenden Phase 2 beitragen kann, in der mehr Autonomie nötig war. Doch eben gerade der Stil des Delegierens kann dann die nächste Krise auslösen, bei der die Kontrolle wiedererlangt werden muss. Je nachdem, wie es umgesetzt wird, resultiert das Delegieren in Freiheit und Diversität – ein potentielles Problem, wenn die Feinabstimmung nicht stimmt.
Die fünf Phasen im Einzelnen
Entwicklung: Kreativität
Die Anfangsphase eines Unternehmens, in der die gesamte Energie in die Fertigung des Produktes bzw. der Dienstleistung und in den Verkauf fließt. Die Gründer verfolgen meist eine eher technische Ausrichtung und schenken der Unternehmensführung wenig Aufmerksamkeit.
Revolution: Führung
Hier muss man nun auf einmal wissen, wer das Unternehmen führt, um Management-Techniken zu implementieren. Das kann ein Problem darstellen, wenn der Gründer dafür nicht der geeignete Kandidat ist oder wenn er nicht bereit ist, für eine besser qualifizierte Person Platz zu machen.
Entwicklung: Leitung
Wenn es dem Unternehmen gelingt, die erste Revolution zu überwinden, beginnt im Anschluss eine Etappe anhaltenden Wachstums. Im Unternehmen entstehen Strukturen: Systeme in den Bereichen Buchhaltung, Incentives, Budgetplanung, Kommunikation...
Revolution: Autonomie
Die Struktur ist zu stark zentralisiert und der Anführer ist nicht bereit, anderen Personen im Unternehmen Entscheidungen zu überlassen. Auf Grund fehlender Autonomie kommt es zur Krise.
Entwicklung: Delegation
Die nächste Wachstumsphase entspringt aus einer dezentralen Struktur: Mehr Verantwortung für die mittleren Führungskräfte, während sich die Führungskräfte der höheren Ebenen auf die Unternehmensleitung beschränken, ohne sich in den täglichen Betrieb einzumischen. Das Wachstum wird von den mittleren Führungskräften angestoßen, weil diese motiviert sind und autonomer arbeiten können.
Revolution: Kontrolle
Es kommt zur Kontroll-Krise, wenn das Delegieren zu fehlendem Fokus führt und die Unternehmensleitung versucht, die Kontrolle zurückzuerlangen, um die Organisation auf den gewünschten Kurs zu bringen.
Entwicklung: Koordination
Die Phase der Koordination zeichnet sich durch die Einführung formeller Systeme aus, die für bessere Koordination sorgen: Arbeitszentren, finanzielle Überwachung von Projekten oder Produkten etc.
Revolution: Red Tape
Die „Red Tape“-Krise (Amtsschimmel) sucht das Unternehmen heim, wenn der Kontakt zwischen den Arbeitseinheiten, zwischen den Führungskräften und den Arbeitern an vorderster Front verloren geht. Die Bürokratie im Unternehmen gerät ins Kreuzfeuer der Kritik.
Entwicklung: Kollaboration
Die letzte Phase stützt sich auf starke zwischenmenschliche Zusammenarbeit zur Überwindung der Red Tape-Krise. Im Management-Team lässt sich mit kleinen Untergruppen Spontaneität beobachten. Sozialkontrolle und Selbstdisziplin treten an die Stelle formeller Kontrollen. Die Unternehmensleitung ist flexibler und konzentriert sich mehr auf Verhaltensweisen und Werte.
Revolution: ?
Aktuell befinden sich einige große Unternehmen in den USA (Google, Amazon, Apple etc.) in der Kollaborationsphase und man weiß noch nicht, wie die nächste Herausforderung oder Krise aussehen wird.
Erforderliche Schritte
Heutzutage in einer Welt in schnellem Wandel ist es für Unternehmer und Management-Teams unerlässlich, sich an diese Phasen anpassen zu können, Krisen vorwegzunehmen und in möglichst kurzer Zeit zu überwinden. In vielen Fällen ist die Alternative das Ende des Unternehmens oder zumindest Stagnation, während die Konkurrenz die Führung übernimmt.
Ich hoffe, Ihnen durch diesen Artikel verständlich gemacht zu haben, dass Krisen natürlich und allgegenwärtig sind, wenn ein Unternehmen wächst, und dass man sich neu erfinden muss, um die nächste Stufe, sprich die nächste Entwicklungsphase zu erreichen.
Und ich bin zuversichtlich, dass ich Sie zum Nachdenken anregen und ein Bewusstsein für dieses Thema schaffen konnte, damit Sie Maßnahmen ergreifen, bevor das Unternehmen tief in der Krise steckt. Führungskräfte und Unternehmer, die diese Phasen schon einmal durchlaufen haben, können sie identifizieren und wissen, welche Maßnahmen zum Erreichen der nächsten Stufe erforderlich sind.
Um Sie nicht mit dem Problem allein zu lassen, beschreibe ich hier einige Rezepte, um die nächste Phase zu erreichen:
- Identifizieren Sie die Phase, in der sich Ihr Unternehmen befindet. Für die Unternehmensleitung ist es eine Pflicht, stets zu wissen, in welcher Phase das Unternehmen gerade steckt, um die nächsten Schritte zu planen und sie den aktuellen Anforderungen anzupassen.
- Erkennen Sie mögliche Lösungsansätze. Hat man die Phase identifiziert, weiß man, wie die nächste Krise aussehen wird. Nun muss man sie auch erkennen! Dann ist es möglich, die richtigen Maßnahmen zu treffen anstatt auf Ansätze zurückzugreifen, die man früher einmal umgesetzt hat und die unter den damaligen Umständen funktioniert haben, diesmal aber nicht.
- Suchen Sie Hilfe – an der richtigen Stelle. Es gibt unzählige Bücher mit Anregungen, was man zu welchem Zeitpunkt im Unternehmen tun sollte. Das Schwierige dabei ist, sie auszusuchen, zu lesen und die nützlichen Informationen herauszufiltern, um schließlich den kompliziertesten Schritt anzugehen: Die Theorie in der Praxis umsetzen. Das EOS System bietet eine ganzheitliche, einfache Lösung, die bereits in tausenden Unternehmen weltweit erprobt wurde. Mit dieser Unterstützung werden Sie auf jeden Fall die nächste Ebene erreichen.
Nächste Schritte...
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