Wenn Sie den ersten Artikel der dreiteiligen Reihe Der glückliche Unternehmer gelesen haben, dann hoffe ich, dass Sie die Gelegenheit und Willenskraft hatten, den einen oder anderen Vorschlag in die Tat umzusetzen. Und wenn Sie es geschafft haben, einen davon zur Gewohnheit zu machen, dann darf ich Ihnen zu diesem Erfolg herzlich gratulieren!
Gewohnheiten zu ändern ist nämlich unglaublich schwierig
und erfordert viel Disziplin und oft auch Geduld mit sich selbst. Ich versuche zur Zeit, regelmäßigen Sport wieder zur Gewohnheit werden zu lassen. Letztes Jahr wurde ich an der Schulter operiert, mir wurden drei Schrauben eingesetzt und seitdem ringe ich mit mir, wieder routinemäßig Sport zu treiben.
Eine Gewohnheit entsteht, wenn man etwa 28 Tage lang (je nach individueller Veranlagung kann es etwas mehr oder weniger sein) dieselbe Sache auf dieselbe Weise zur selben Zeit tut. Ein Beispiel: Wenn wir uns jeden Tag nach dem Aufstehen zehn Minuten Zeit für Dehnübungen nehmen, dann werden sie nach 28 Tagen zur Routine, eine neue Gewohnheit ist entstanden. Grund dafür ist, dass nicht mehr der Neocortex zuständig ist, also der Teil unseres Gehirns, der uns kontrolliert. Wenn das Gehirn merkt, dass jeden Tag dasselbe auf dieselbe Art passiert, schaltet es vielmehr auf Autopilot, sprich das limbische System
Was würden Sie gerne für sich zur Gewohnheit werden lassen? Vielleicht kommt Ihnen ja etwas in den Sinn, das die Anstrengung wert wäre und in das Sie 28 Tage lang bewusst Energie und Willenskraft investieren können, um eine neue Gewohnheit zu schaffen.
Kehren wir zurück zum Glück des Unternehmers. Es sind die kleinen Siege über den Alltagstrott, die kleinen Veränderungen, die dazu beitragen, ein gesünderes, besser organisiertes und glücklicheres Leben in besserer Begleitung zu führen. Wenn man fünf Jahre lang alle 30 Tage eine neue Gewohnheit schaffen würde, dann wären das mehr als 60 neue Gewohnheiten! Ein komplett anderes Leben.
Realistisch gesehen verbraucht es aber zu viel Energie, alle 30 Tage eine neue Gewohnheit anzulegen. Mein Vorschlag lautet deshalb, alle drei Monate eine kleine Anpassung im Leben vorzunehmen. Das wären dann 20 neue Gewohnheiten in fünf Jahren. Sind Sie dabei?
Hier sind die nächsten zehn Vorschläge für ein glücklicheres Leben.
1 - Danke sagen
Sich für einen Fehler zu entschuldigen oder einzugestehen, dass man etwas falsch gemacht hat, fällt oft schwer und erfordert Selbstbewusstsein und Energie. Aber sich für die kleinen Dinge zu bedanken kostet nichts und ist eine einfache Angewohnheit, die dennoch gut für uns ist.
Bestimmt ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Ihnen jemand seiner Dankbarkeit mit einem Danke Ausdruck verliehen und Ihnen dabei in die Augen geschaut hat. Die Wirkung ist erstaunlich. Studien haben ermittelt, dass durch ein Danke die Hilfsbereitschaft der Personen, bei denen man sich bedankt, um bis zu 66% zunimmt.
Über den Tag hinweg gibt es dafür unzählige Gelegenheiten: Wenn man in einem Restaurant bedient wird, wenn uns jemand im Büro einen Kugelschreiber reicht oder uns die Tür aufhält... Nicht die großen Gesten sondern die kleinen, die wir jeden Tag mehrfach wiederholen, vermitteln anderen Menschen, wer wir sind.
Probieren Sie es das nächste Mal, wenn Ihnen ein Kaffee serviert wird: Schauen Sie Ihrem Gegenüber in die Augen und sagen Sie Danke
2 - Nehmen Sie sich einen Moment Zeit
Beim Streben nach Erfolg werden viele Personen regelrecht arbeitssüchtig. Dabei ist Entspannung maßgeblich für den Erfolg. Vergleichbar mit der 2-minütigen Pause, die man zwischen zwei Runden Krafttraining im Fitnessstudio einlegt. Ohne diese Erholungspause wäre das Training weniger effektiv, als es sein könnte.
Leider ist das Leben vieler Personen wie ein Training ohne Pausen. In Extremfällen nehmen manche sogar Aufputschmittel, um noch länger noch leistungsfähiger zu bleiben. Das ist aber weder haltbar noch gesund. Mittel- und langfristig ist es schlecht für die Produktivität und die Kreativität.
Nehmen Sie sich diese 2 Minuten Zeit für sich selbst. Dadurch werden Sie glücklicher und effektiver.
3 - Inspirierende Personen kennenlernen.
Umgeben Sie sich mit Personen, die Sie mehr an Ihre Zukunft als an Ihre Vergangenheit erinnern. - Dan Sullivan
Für unser Leben ist es von maßgeblicher Bedeutung, mit wem wir uns umgeben – nicht umsonst heißt es, dass wir der Durchschnitt unserer fünf besten Freunde sind. Das bedeutet, dass wir uns mit anderen Menschen als bisher umgeben müssen, wenn wir uns verändern möchten. Was wie ein schonungsloser Aufruf klingen mag, Freundschaften zu beenden, soll lediglich einen Anstoß geben, uns zu fragen, ob wir mit unserem Leben zufrieden sind oder nicht. Veränderungen können manchmal wehtun.
Inspirieren Sie die Personen, mit denen Sie sich jeden Tag in der Arbeit, im Freundeskreis oder in Ihrer Freizeit umgeben? Lernen Sie etwas von ihnen? Erscheint Ihnen ihr Lebensstandard angemessen oder erstrebenswert? Sind sie bei guter Gesundheit?
All das wirkt sich direkt und drastisch auf Sie aus. Die Erkenntnis, dass Sie nicht mit den Personen zusammen sind, die Sie bräuchten, um glücklich zu sein und Ihre Ziele oder Träume zu verwirklichen, kann sehr schmerzhaft sein.
Hier muss man abwägen, ehrlich zu sich selbst sein und die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass es Zeit ist, inspirierendere Weggefährten zu suchen, dann verlieren Sie dennoch niemals die Zuneigung für die Menschen, mit denen Sie sich bisher umgeben haben.
4 - Ich liebe dich: Worte mit großer Wirkung
Neurowissenschaftliche Forschungen haben ergeben, dass andere umso mehr Liebe für uns empfinden, je mehr Zuneigung wir ihnen gegenüber ausdrücken.
Wahrscheinlich ist es auch Ihnen schon einmal passiert, dass Sie Ich liebe dich sagen wollten, es aber nicht getan haben. Warum zögern wir, unserer Liebe Ausdruck zu verleihen? Warum scheuen wir davor zurück, eine tiefe Bindung mit anderen Menschen einzugehen?
Wenn man etwas öffentlich ausdrückt, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es Wirklichkeit wird.
Das liegt daran, dass wir uns unseren eigenen Worten verpflichtet fühlen. Wenn Sie einer Person laut sagen, dass Sie sie lieben, dann stärkt das Ihre Bindung mit dieser Person. Und wenn es nicht um den Partner geht, gibt es viele gleichwertige Ausdrücke, die Sie anstelle von Ich liebe dich sagen können: Ich verbringe gerne Zeit mit dir, ich mag dich, ich bewundere dich, du bist mir wichtig, ich schätze dich...
Dann gibt es noch verschiedene Arten, es zu sagen. Jack Canfield erklärt beispielsweise, dass sich Ihre Beziehung zu geliebten Menschen verändern wird, wenn Sie ihnen jeden Tag handgeschriebene Notizen hinterlassen. Das mag in der digitalen Welt, in der wir leben, veraltet und ineffizient wirken. Wir werden verletzlich. Aber zwischenmenschliche Beziehungen basieren nicht auf Effizienz, sondern auf Verletzlichkeit.
Es gibt viele Orte, an denen Sie einen geliebten Menschen mit einer Notiz überraschen können: Unter dem Scheibenwischer, am Kühlschrank, im Kleiderschrank, auf der Tastatur, in einem Schuh, im Geldbeutel oder ganz klassisch im Briefkasten.
5 - Ihr Leben in 5 Jahren
Unternehmen verwenden Management-Techniken, zu denen unter anderem das Schaffen einer Vision, Methoden für effizienteres Arbeiten oder mehr und bessere Umsetzung zählen. Man denkt über jedes Detail nach, liest Bücher und engagiert Berater, Coaches und Mentoren... Aber was ist mit unserem Leben?
Nur selten investieren Unternehmer so viel Energie und Methodik, um sich eine Vision darüber zu bilden, wie, wo und mit wem sie in fünf Jahren leben möchten, was für eine Beziehung sie führen möchten, wie viele Kinder sie wollen, wie es mit Freundschaften oder ihrer Gesundheit aussieht...
Vor ein paar Jahren durchlebte ich die schlimmste Krise meines Lebens und wusste nicht, wie ich einen Ausweg finden und mein gewünschtes Leben zurückgewinnen konnte.
Um eine Perspektive zu gewinnen und mich nicht Tag für Tag herumzuquälen, schuf ich eine Vision für mein Privatleben. Mit wem möchte ich mein Leben verbringen, was für Beziehungen will ich pflegen, wie viel muss ich verdienen, um glücklich zu sein? Ich verwendete die 8 Fragen, die sonst im Unternehmensmanagement angewendet werden, um mein Leben zu managen.
Haben Sie eine Wunschvorstellung, wie Ihr Leben in 5 oder 10 Jahren aussehen soll?
6 - Weniger Besitz
Die Irrelevanz fast aller Dinge kann man nicht überschätzen. - Greg McKeown
Den Großteil der Dinge, die wir besitzen, benutzen wir nicht. Die meisten Kleidungsstücke im Schrank, die meisten Gegenstände im Regal oder im Schlafzimmer... „Aber was, wenn ich es später einmal brauche...?“
Wir bezahlen einen unsichtbaren Preis für die Dinge, die wir nicht benutzen. Weil Sie Platz in der Wohnung einnehmen. Weil diese Dinge in unserem Unterbewusstsein umhergewälzt werden. Und weil unser Gehirn Tag für Tag Energie darauf verwendet, die Dinge, die wir sehen, dahingehend zu filtern, ob sie wichtig oder unwichtig sind.
Eine Möglichkeit, dem entgegen zu wirken, ist die Zahl der Dinge zu beschränken: Zum Beispiel nicht mehr als 20 Hemden im Schrank zu haben. Wenn Sie ein neues kaufen, muss ein altes Platz machen.
Sich von den Dingen zu befreien, die man nicht benutzt, bringt neue Motivation und neue Klarheit im Leben. Diese Energie können Sie für nützlichere, produktivere Dinge verwenden.
7 - Öfter „Nein“ sagen
Derek Sivers sagt: Nie mehr „Ja“. Entweder „NATÜRLICH!“ oder „Nein“.
Sie brauchen 20 Sekunden lang Mut, um zu Dingen „Nein“ zu sagen, die für Sie im Grunde weder relevant noch wichtig sind.
Es fällt schwer, zu einer Chance Nein zu sagen, wenn man nicht weiß, was man im Leben möchte. Die meisten Menschen lassen sich von dem mitreißen, was gerade im Augenblick passiert, oder sie ordnen sich den Plänen und Bedürfnissen anderer unter. Wenn Sie aber Ihr Leben in fünf Jahren definiert haben (siehe oben) und Ihre Ziele kennen, dann verfügen Sie über die nötige Klarheit und den Mut, um Nein zu sagen. Wie Jim Collins in seinem Buch Good to Great so schön sagt: „Eine einmalige Gelegenheit ist irrelevant, wenn es die falsche Gelegenheit ist.“
8 - Das Ergebnis ist nicht das Wichtigste
Der Weg ist das Ziel. – C. Cavafis
Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Erwartungshaltung gegenüber Fähigkeiten und Anstrengungen ein besserer Indikator für überdurchschnittliche Leistungen ist als die Erwartung eines konkreten Ergebnisses. In seinem Buch The Personal MBA erklärt Josh Kaufman, dass man beim setzen von Zielen den Fokus auf die Dinge richten sollte, die man kontrollieren kann (z.B. was man tun wird) anstatt auf das Endergebnis.
In anderen Worten: Geben Sie alles und tun Sie das Richtige, aber lassen Sie den Ergebnissen ihren Lauf.
9 - Fehler eingestehen und sich entschuldigen
Jeder begeht Fehler, jeden Tag, ständig. Manchmal sind sie besonders groß, und dann fallen sie auf. Es gibt Fehler und Irrtümer, die nur uns selbst betreffen, aber oft haben sie auch einen Einfluss auf andere: Fehlentscheidungen, ein falscher Ton, Momente, in denen man dem Gegenüber nicht die nötige Aufmerksamkeit zuteil werden lässt usw.
Wohl dem, der da in der Lage ist, sich zu entschuldigen. Heute weiß man, dass Personen, die sich für ihre Fehler nicht offen und ehrlich entschuldigen, höhere Stress- und Angstniveaus haben.
Ein „Witz“ lautet wie folgt: Die Aussprache welches deutschen Wortes fällt am schwersten? Entschuldigung.
Fehler zu verdrängen ist nicht gut, man sollte lieber mit sich selbst im Reinen sein. Nach einer ehrlichen, aufrichtigen Entschuldigung liegt es andererseits aber nicht mehr in Ihrer Hand, ob die andere Person Ihnen verzeihen möchte oder nicht.
10 - Sparen Sie 10% Ihrer Einnahmen
Warren Buffett besteht darauf, von den Einnahmen zunächst den Betrag abzuziehen, den man investieren möchte und erst dann darauf zu schauen, was noch zum Leben übrig bleibt. Er wurde aus dem Nichts zu einem der reichsten Männer der Welt.
Eine andere Möglichkeit ist, von allen Einnahmen stets 10 % abzuzweigen. Das mag schwierig oder gar unmöglich erscheinen, ist aber letztendlich nur eine Frage der Prioritäten. Wer in Europa lebt und ein regelmäßiges Einkommen hat, kann es sich erlauben, 10 % davon zu sparen. Eine andere Frage ist, ob wir den unmittelbaren Genuss vorziehen (und dabei das protoreptilische Gehirn gewinnen lassen) oder in den zukünftigen Wohlstand investieren (dann gewinnt der Neocortex, der Teil des Gehirns, der für Kontrolle und Zivilisation im Allgemeinen zuständig ist).
Die moderne Wirtschaft und Gesellschaft sind auf Schulden aufgebaut, eine steigende Tendenz. Früher lieh man sich Geld beim Immobilienkauf, dann kam das Auto, und seit neuestem auch der Kühlschrank, der Fernseher oder das Handy. Die Schulden der spanischen Verbraucher belaufen sich insgesamt auf etwa siebenhundert Milliarden Euro. 700.000.000.000 Euro.
Vor einigen Jahren machte ich einen Buchhaltungskurs, in dem uns der Lehrer Folgendes mit auf den Weg gab: „Das Wichtigste, was Sie in diesem Kurs lernen werden, ist ganz einfach, und doch werden es die meisten Menschen niemals lernen: Geben Sie weniger aus, als Sie verdienen. Wenn Ihnen das gelingt, dann geht es Ihnen finanziell gut.“
Kurz und gut
Wenn Ihnen eine der zehn Ideen gefällt, Sie inspiriert hat und Sie sie umsetzen möchten, um glücklicher zu werden, dann betrachte ich diesen Artikel als Erfolg. Wenn Sie die ersten 10 noch einmal lesen möchten, dann können Sie das hier tun.
Wie bereits im vorigen Beitrag erwähnt ist es unmöglich, alles zu machen, und das ist auch nicht der Gedanke. Wichtig ist, dass man Fortschritte macht. Deshalb schlage ich vor, sich alle 90 Tage etwas Neues vorzunehmen, das man umsetzen und zur neuen Gewohnheit werden lassen möchte, um (noch) glücklicher zu werden.
Welches der Themen hat Sie am meisten inspiriert und wie haben Sie vor, es in die Tat umzusetzen, zu einer neuen Gewohnheit zu machen?
Demnächst folgt der dritte Teil...
Nächste Schritte...
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