90 % aller Issues haben ihren Ursprung im Organigramm der Verantwortlichkeiten. Das habe ich schon oft von meinen EOS-Kollegen gehört, und nach über 200 EOS-Beratungen mit mehr als 40 Management-Teams kann ich es zu 100 % bestätigen. Das Organigramm verpflichtet ein Unternehmen gewissermaßen dazu, schwarz auf weiß festzuhalten, welche Funktionen es in der Organisation gibt und welche Verantwortlichkeiten mit jeder einhergehen, und das hilft letztlich dabei, die richtigen Personen für die richtige Stelle zu finden. Bei der Erstellung des Organigramms kommen stets auch schwer identifizierbare Aspekte ans Licht, die indirekte Kosten verursachen und bisher unbemerkt geblieben waren. In diesem Artikel möchte ich einige Symptome bzw. Issues aufzeigen, die im Zusammenhang mit dem (fehlenden) Organigramm besonders häufig auftreten. Vielleicht kommen sie Ihnen ja bekannt vor:
7 wenig wünschenswerte Symptome
1. Nicht die richtige Person. Nicht die richtige Stelle.
Es ist unglaublich wichtig, nur die richtigen Personen im Team zu haben, und jede davon muss an der richtigen Stelle positioniert sein. Die Personen sind das Unternehmen, ohne sie kann es nicht funktionieren. Allerdings müssen es eben Personen sein, die das Unternehmen tatsächlich braucht. Um alle Positionen bzw. Funktionen mit offenen Issues zu identifizieren, ist ein Organigramm der Verantwortlichkeiten unabdingbar. Durch die Definition der Schlüsselfunktionen und vier bis sechs zugehöriger Verantwortlichkeiten erhalten Sie einen Überblick, wo im Unternehmen Issues anstehen. Mit Hilfe der GWC-Methode lassen sich diese schwarz auf weiß erkennen.
2. Alles muss durch den Flaschenhals
Wenn alle Entscheidungen über den Chef laufen müssen, kann das – abgesehen davon, dass wie gerade beschrieben die richtigen Personen an der richtigen Stelle fehlen – zwei Ursachen haben:
- Der Chef delegiert nicht und denkt, er weiß es besser als alle anderen. Das ist allerdings heute gerade in modernen Unternehmen nicht mehr der Fall, wo versucht wird, alles richtig zu machen. Mittlerweile hat wohl auch der letzte Chef begriffen, dass man gemeinsam stärker ist. Wenn Sie dazu noch Fragen haben, empfehle ich Ihnen meinen Artikel über die verschiedenen Führungsstile.
- Der Chef weiß nicht, wie man delegiert und die Personen im Team kennen ihre Verantwortlichkeiten nicht gut genug. Wenn kurz mündlich mitgeteilt wird, dass jemand für etwas verantwortlich ist, ist das schön und gut, es kann aber leicht untergehen. Wird das Ganze schriftlich festgehalten und dem gesamten Unternehmen mitgeteilt, hat dieselbe Aussage einen ganz anderen Stellenwert. Durch das Organigramm der Verantwortlichkeiten muss das Unternehmen jeder Funktion im Unternehmen die zugehörigen Verantwortlichkeiten zuordnen. Und Verantwortlichkeit bedeutet zugleich Entscheidungskompetenz. Wenn alles schriftlich dokumentiert und bekannt gemacht wurde, gelten keine Ausreden mehr, es nicht auch umzusetzen. So vermeiden Sie außerdem, dass alles durch den Flaschenhals laufen muss.
3. Stillstand: Niemand trifft Entscheidungen
Verantwortlichkeit = Entscheidungskompetenz. Wer die Verantwortung trägt, entscheidet. Wer nicht entscheidet, ist nicht verantwortlich. Wie bereits beschrieben werden im Organigramm der Verantwortlichkeiten die Funktionen und ihre Verantwortlichkeiten festgelegt, sodass es für jede Verantwortlichkeit im Unternehmen einen Zuständigen gibt. Alles wird schriftlich festgehalten und der gesamten Belegschaft mitgeteilt. Wenn das nicht der Fall ist, wenn also niemand weiß, wer für eine Entscheidung zuständig ist, wartet jeder auf seinen Nebenmann und dadurch arbeitet das Unternehmen nicht in maximalem Tempo und ist weniger effizient, als es sein könnte.
4. Wenig effiziente Zweier-Hierarchien
Das Organigramm der Verantwortlichkeiten zeigt auch die Reporting-Struktur auf. Ich habe mit Teams zusammengearbeitet, bei denen einem Mitglied des Management-Teams zwei Mitarbeitende direkt unterstanden. Diesen beiden unterstanden wieder jeweils zwei Mitarbeitende, welche ihrerseits ebenfalls nur für wenige Kollegen verantwortlich waren. So ergaben sich bei gerade einmal 14 Personen vier Führungsebenen. Zunächst einmal ist das sehr wenig effizient, doch es bringt weitere Probleme wie eine schwerfällige Kommunikationskette, unnötige Lohnkosten usw. Das Organigramm der Verantwortlichkeiten dient auch dazu, ineffiziente Strukturen ausfindig zu machen.
5. Schlechte Führungspraxis: 14 Untergebene
Das andere Extrem sind Unternehmen mit Managern, denen bis zu 14 Personen unterstellt sind. Dabei liegt die Zahl der Personen, die eine Führungskraft effizient leiten kann, bei etwa 8. Wenn es deutlich mehr sind, hat das unweigerlich zwei Konsequenzen: Erstens fehlt die Zeit für die eigenen Prioritäten, und zweitens ist es unmöglich, jeder Person genügend Zeit zu widmen. Eine solche Struktur führt zu Ineffizienz, Frustration und letztlich oft zu Burnout. Das Organigramm der Verantwortlichkeiten wird Ihnen derartige Defizite aufzeigen.
6. Unklare Verantwortungsbereiche
Durch die Definition der Verantwortlichkeiten vermeiden Sie zwei ungünstige Szenarien:
- Keiner fühlt sich zuständig. Niemand weiß so genau, wer beispielsweise für die Büroausstattung, die Preisgestaltung, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden, die Firmenwebsite oder die Telekommunikationsanlagen verantwortlich ist.
- Zwei Personen glauben, für dasselbe verantwortlich zu sein. Das führt zu unnötigen Diskussionen, kontraproduktiven Entscheidungen oder Machtkämpfen.
In beiden Fällen ist die Folge einmal mehr Ineffizienz.
7. Frustration durch zwei Vorgesetzte
Mir sind schon öfter Teams untergekommen, in denen das Organigramm aufgezeigt hat, dass manche Personen zwei oder sogar drei Vorgesetzte hatten. Für die Betroffenen bedeutet das einen ständigen Eiertanz.
Durch das Organigramm der Verantwortlichkeiten kristallisiert sich eine solche Konstellation klar heraus. Möglicherweise lässt sich kurzfristig nichts daran ändern, aber zumindest kann man erkennen, welcher Chef für welche Funktion und welche Verantwortlichkeiten zuständig ist, und das macht das Reporting und den Arbeitsalltag etwas einfacher. Und mittel- oder langfristig kann die Situation behoben werden, denn wenn ein Unternehmen wächst, müssen sich die Personen spezialisieren.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Es bringt nichts, das Organigramm der Verantwortlichkeiten einer anderen Firma zu kopieren, denn jedes Unternehmen ist anders und muss deshalb sein eigenes erarbeiten. Damit Sie sich eine Vorstellung davon machen können, wie es aussehen soll, zeige ich Ihnen ein Bild, das mehr sagt als tausend Worte. Hier sehen Sie ein fertiges Organigramm der Verantwortlichkeiten, in dem alle Funktionen mit den zugehörigen Verantwortlichkeiten definiert sind.
Und hier eine Funktion im Detail:
Das Organigramm der Verantwortlichkeiten muss allen gegenwärtig sein
Es ist nicht damit getan, ein perfektes Organigramm anzufertigen und es dann in eine Schublade zu stecken. Sein wahrer Wert liegt darin, dass jeder im Unternehmen weiß, wie das Unternehmen aufgebaut ist. Und mit „jeder“ meine ich alle Mitarbeitenden, wirklich alle.
Deshalb ist es so wichtig, ihnen das Organigramm immer wieder in Erinnerung zu rufen, gerade wenn es Veränderungen gibt. So hat es sich zum Beispiel bewährt, es dem Team bei jedem All-Hands-Meeting (oder auch Transparenz-Meeting) kurz zu präsentieren.Tools für die Erstellung des Organigramms der Verantwortlichkeiten
Ein Organigramm mit sechs Funktionen ist eine Sache. Wenn es aber 38 sind, sieht es schon ein wenig komplizierter aus. Technologische Hürden sollten Sie jedoch nicht daran hindern, Ihr Unternehmen richtig zu strukturieren, und es gibt dafür gute Lösungen. Hier sind einige Beispiele:
1. Tools mit EOS-Lizenz
Diese Tools basieren auf der EOS-Methode und enthalten nicht nur das Organigramm der Verantwortlichkeiten, sondern auch den VTO, Rocks, Issues und so weiter.
Sie haben einen Preis pro Benutzer.- EOS One: https://eosone.com/
- Ninety.io: https://www.ninety.io/
- TractionTools: https://www.mytractiontools.com/
2. Andere Optionen für die Erstellung des Organigramms der Verantwortlichkeiten
Die meisten der folgenden Optionen sind kostenlos und erfordern zwar etwas mehr Personalisierung, stellen aber gute Alternativen dar, wenn Sie nicht mit der gesamten EOS-Methode arbeiten, sondern lediglich das Organigramm erstellen möchten.
- Excel: Das SmartArt-Tool bietet nützliche Vorlagen
- Powerpoint: Beispiel herunterladen
- Instant Agency Tools: Beispiel
- https://www.lucidchart.com / Beispiele
- X-Mind: Beispiel
- Google Sheets: Beispiel
- OGgraph.io: Beispiel
- Miro: Beispiel
Nächste Schritte
Ich hoffe, dass…
- ...ich Sie davon überzeugen konnte, wie wertvoll ein Organigramm der Verantwortlichkeiten für Ihr Unternehmen sein kann.
- ...Sie eine klare Vorstellung gewonnen haben, wie ein Organigramm der Verantwortlichkeiten aufgebaut ist.
- ...Sie sich nicht von technologischen Hürden ausbremsen lassen.
- ...Sie den Mut gefasst haben, gemeinsam mit Ihrem Management-Team ein Organigramm zu erstellen und den Mitarbeitern vorzustellen.
Wenn Sie zwar den Nutzen darin sehen, aber nicht genau wissen, wie und wo Sie anfangen sollen, dann nehmen Sie gerne Kontakt mit mir auf und wir besprechen, wie ich Ihnen helfen kann.
Los geht‘s!
Nächste Schritte...
- Von 0 bis 100… Wie viele Punkte erreicht Ihr Unternehmen? Machen Sie den Test: EOS Organizational Checkup
- Hier geht's zu Downloads von Büchern und Videos über EOS.
- Vereinbaren Sie ein kostenloses 90-minütiges Meeting mit einem EOS Implementer, um sich ein klares Bild davon zu machen, wie Ihr Unternehmen von EOS profitieren kann.