Trotz zahlloser Spekulationen von Managern und Chefs weiß man nur sehr wenig darüber, welche Anzeichen es dafür gibt, dass eine Person ihren Arbeitsplatz wechseln möchte. Das ist immer ein kritischer Moment für das Unternehmen: Know-How, Kultur und Motivation sind kurz davor, zu verpuffen – und an ihre Stelle treten die Kosten und die Zeit, die für die Suche nach einem passenden Ersatz anfallen.
Oft hört man naheliegende, einfache Begründungen wie: Die betreffende Person erscheint besser angezogen im Büro, weil sie anschließend ein Vorstellungsgespräch in einem anderen Unternehmen hat. Doch in der Realität ist das ganz anders und lange nicht so einfach oder offensichtlich.
Paare als Beispiel
In der Vergangenheit wurden eingehende Studien mit Paaren durchgeführt, die seit Langem zusammen waren, um die Indikatoren zu untersuchen, die vor einer Trennung auftreten. In diesem Fall konnten die Forscher, unter anderem John Gottman, basierend auf der verbalen und nonverbalen Kommunikation mit einer gewissen Sicherheit vorhersagen, ob sich das Paar in naher Zukunft scheiden lassen würde.
Um den obigen Gedanken noch einmal aufzugreifen: Bei Paaren trifft das Argument, dass sie sich zum abends Ausgehen schicker anziehen, auch nicht zu... Was also kann man von den Paaren lernen und wie sieht es in der Arbeitswelt aus?
Die Studie
T. M. Gardner und P. W. Hom untersuchten in hunderten Interviews und Langzeitstudien mit Managern und Angestellten, welche Anzeichen es dafür gibt, dass eine Person kurz davor ist, das Unternehmen zu verlassen. Die Ergebnisse waren ebenso naheliegend wie überraschend, denn es handelt sich um all jene Aspekte, die sich bei einer Person beobachten lassen, die kein Engagement für ihre Arbeit verspürt. Naheliegend also, weil es einleuchtet, dass jemand, der kündigen möchte, nicht mehr so viel Engagement zeigt. Und überraschend in dem Sinne, dass man vergeblich nach Anzeichen wie „verlässt öfter den Raum, um zu telefonieren“, „erscheint besser angezogen im Büro“, „hat öfter Arzttermine“ oder „wurde beim Surfen auf LinkedIn ertappt“ suchen wird.
Die 13 Anzeichen, dass eine Person den Arbeitsplatz wechseln möchte
- Die Produktivität ist niedriger als gewohnt
- Sie verhält sich weniger als Teil des Teams
- Sie erfüllt häufig nur die Mindesterwartungen
- Weniger Interesse dafür, Vorgesetzte zu beeindrucken

- Geringere Bereitschaft, längerfristige Verpflichtungen oder Projekte anzunehmen
- Negative Veränderung der Einstellung
- Weniger Engagement und Motivation als gewohnt
- Weniger Fokus auf arbeitsbezogene Themen
- Unzufriedenheit mit der Arbeit wird öfter als gewohnt ausgedrückt
- Unzufriedenheit mit dem Vorgesetzten wird öfter als gewohnt ausgedrückt
- Sie macht früher Feierabend als gewohnt
- Fehlender Enthusiasmus für die Unternehmensmission
- Weniger Interesse daran, mit Kunden des Unternehmens zu arbeiten
Doch die Frage ist: Wie kann man das in einem Unternehmen messen? Die Antwort ist ebenso einfach wie kompliziert: Es gibt keine einzige Antwort. Vielmehr muss man die Personen beobachten, mit denen man arbeitet, und je stärker eine Person mehrere Symptome der 13 oben aufgeführten an den Tag legt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie das Unternehmen verlassen wird.
Möchte man Messungen durchführen und Kontrollparameter für die Mitarbeiter anlegen, dann schlägt die Studie eine Möglichkeit zur konkreten Umsetzung vor: Vergeben Sie für jede Person Punkte von 1 (trifft überhaupt nicht zu) bis 5 (trifft sehr stark zu). Bei einem Durchschnittswert von mehr als 4,2 ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, dass der Betroffene das Unternehmen in Kürze verlassen wird.
Was tun, wenn man es erkannt hat?
Wenn man die Personen identifiziert hat, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Unternehmen verlassen werden, heißt das noch nicht unbedingt, dass man es verhindern kann; in manchen Fällen ist das ganz und gar unmöglich, weil die Entscheidung bereits gefällt wurde.
Meine Empfehlungen zur Vorgehensweise in diesen Fällen lauten daher:
- Lassen Sie die Personen gehen, die Sie nicht für die richtige Person an der richtigen Stelle halten (gemäß den Kriterien, die Jim Collins in seinem Buch Good to Great erläutert).
- Konzentrieren Sie sich darauf, die Personen zu halten, die Sie als Ihre Stars im Team ansehen und erarbeiten Sie Vorschläge, um sie wieder in Ihr Projekt einzubinden (Austausch über Bedürfnisse, Gehalt oder Bonus, Flexibilität, Beförderung etc.).
- Erstellen Sie einen Nachfolgeplan für alle wichtigen Positionen und die Personen, von denen Sie wissen, dass sie das Unternehmen verlassen werden.
Am besten sollte man jedoch aktiv werden, bevor Probleme auftreten: Achten Sie auf den Managementstil im Unternehmen, die Personen, die eingestellt werden und weitere Aspekte der 6 Schlüsselkomponenten im Unternehmensmanagement.
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